Selbstbefreiende Meditation
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Selbstbefreiende Meditation:[1]
Eine tiefgründige Methode, Erleuchtung zu erlangen, gemäß der letztendlichen großen Vollkommenheit
von Patrul Rinpoche
Habt ihr ihn gehört, habt ihr ihn gehört,
diesen Herzensrat vom zerlumpten Abu, in Versform gefasst?
Emaho!
Ohne vom Zustand des vollkommen reinen Dharmakāya abzuweichen,
durchschneidest du Verblendung an ihrer Wurzel und verwirklichst ursprüngliches Erwachen:
Samantabhadra, möge ich schnell deine Verwirklichung erlangen,
auf genau dieselbe Weise, ohne jeglichen Fehler.
Vom Glück bedachte Kinder, wenn ihr Erleuchtung erlangen wollt,
werde ich, der umherziehende Landstreicher, der alte Hund Patrul,
meinen unfehlbaren Herzensrat in nur wenigen Worten erklären:
Setzt dies in die Praxis um, meine entschlossenen Kinder, ich flehe euch an.
Was wir „Leerheit-Dharmakāya“ nennen, ist die Herzenspraxis aller Gurus und vollendeten Siddhas. Es ist der Weisheitsgeist aller Buddhas der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; die Lebensader aller Yidam-Gottheiten, das Herzblut aller Ḍākinīs, der unterstützende Sitz aller Dharma-Schützer, die Essenz aller Sūtras und Tantras und die extrahierte Quintessenz aller geheimen Mantras und Vidyā-Mantras. Es ist Mahāmudrā, Madhyamaka und Dzogchen, vereint zu einer einzigen Lehre: die Einführung der Untrennbarkeit von Dharmakāya und unserem eigenen Geist. Es ist das Wissen um das Eine, das alle befreit. Es ist die universelle, königsgleiche Lösung. Es ist das Große Siegel (Mahāmudrā) der Wirklichkeit. Wenn es am Morgen verwirklicht, bringt es Erleuchtung am Morgen. Wenn es am Abend verwirklicht wird, bringt es Erleuchtung am Abend.
Diese Bezeichnungen sind großartig, und auch die Bedeutung ist großartig: eurem eigenen Geist, leer und ungekünstelt, zu gestatten, in allem zur Ruhe zu kommen, was sich natürlich ereignet.
Praktizierende, Männer und Frauen, die die wahre Sicht ohne Fehler verwirklichen wollen, sollten dem Geist gestatten, mit lebhafter Klarheit in einem unveränderten, leeren Geisteszustand zu ruhen. Wenn der Geist still ist, dann kommt in dieser Stille zur Ruhe, ohne den Versuch, ihn irgendwie zu verändern. Wenn er nicht denkt, kommt direkt in diesem Nicht-Denken zur Ruhe, ohne den Versuch, ihn zu verändern. Kurz gesagt, ändert den Geist nicht, sondern kommt direkt in dem zur Ruhe, was immer geschieht.
Versucht nicht, etwas zu korrigieren oder zu verbessern oder etwas zu unterbinden oder zu kultivieren. Lasst alles, was auch immer geschieht, sich entfalten, und kommt direkt darin zur Ruhe.
Zieht den Geist nicht nach innen zurück. Und sucht nicht nach einem äußerlichen Fokus für die Meditation. Kommt einfach, ohne etwas zu verändern, genau in dem Geist zur Ruhe, der sucht oder denkt.
Zieht den Geist nicht nach innen zurück. Und sucht nicht nach einem äußerlichen Fokus für die Meditation. Kommt einfach, ohne etwas zu verändern, genau in dem Geist zur Ruhe, der meditiert.[2]
Ihr werdet den Geist nicht finden, indem ihr danach sucht. Der Geist war schon immer leer. Es ist nicht nötig zu suchen. Er, der sucht, ist es selbst. Kommt einfach, ohne Ablenkung, direkt in dem zur Ruhe, der sucht.
„Habe ich es verstanden oder nicht?“ „Gibt es etwas zu beobachten oder nicht?“ „Ist es das oder nicht?“ Egal, was in eurem Geist vorgeht, kommt einfach, ohne etwas zu verändern, genau in dem Geist zur Ruhe, der denkt.
Ganz gleich, welche Art von Gedanken entstehen – seien sie gut oder schlecht, positiv oder negativ, glücklich oder traurig – hängt ihnen nicht nach und lehnt sie nicht ab, sondern kommt einfach, ohne etwas zu verändern, genau in dem Geist zur Ruhe, der denkt.
Ganz gleich, ob das, was entsteht, wünschenswert oder unerwünscht ist, kommt einfach in dem zur Ruhe, was entsteht, ohne es zu verändern.
In der mündlichen Übertragung (Nyengyü) heißt es:
Der Grund, unverändert, ist Mahāmudrā, das Große Siegel.
Der Weg, unverändert, ist Madhyamaka, der Große Mittlere Weg.
Die Frucht, unverändert, ist Dzogchen, die Große Vollkommenheit.
Hindernisse für unveränderte Natürlichkeit beseitigen
Wenn der Geist aufgewühlt ist und an alles nur Mögliche denkt, lasst euren Körper, eure Sprache und euren Geist in völliger Entspannung zur Ruhe kommen. Dann verweilt in diesem Zustand und beobachtet den ruhelosen, denkenden Geist genauestens, ohne in Ablenkung zu verfallen.
Wenn der Geist nur subtile, kaum wahrnehmbare Gedanken hat, richtet euer Bewusstsein vollständig aus und kommt in lebendiger Klarheit zur Ruhe. Ruht in dieser lebendigen Klarheit.
Wenn der Geist ermattet, dumpf oder schläfrig ist, kommt, ohne an jedweden Erfahrungen von Glückseligkeit oder Klarheit zu hängen, natürlich zur Ruhe, ohne zu versuchen, etwas zu korrigieren oder anzupassen, und verweilt einfach.
Wenn der Geist sich glücklich oder traurig fühlt, kommt ohne Ablenkung in genau jenem, der Glück oder Traurigkeit fühlt, zur Ruhe und verweilt.
Wenn ihr euch aufgeregt oder freudig und zufrieden fühlt oder geehrt und respektiert werdet, vermeidet es, dem „Dämon der Erregung“ zu erliegen und außer euch vor Begeisterung zu sein. Senkt den Kopf, beruhigt eure Gefühle und ruht, Körper und Geist vollkommen entspannt.
Wann immer ihr krank seid oder leidet oder einem Raub oder Diebstahl zum Opfer fallt oder beleidigt, verleumdet oder körperlich misshandelt werdet, oder wenn ihr Widrigkeiten oder Hunger erfahrt, werdet nicht niedergeschlagen, mutlos und blass und vergießt keine Tränen. Bleibt fröhlich, inspiriert und guter Laune.
Die verborgenen Fehler des Geistes aufdecken
Einige „große Meditierende“, Männer wie Frauen, denken, dass sie die Natur des Geistes nicht erkennen können. Sie werden vielleicht sogar deprimiert und beginnen zu weinen. Doch es gibt keinen Grund zur Traurigkeit: Erkennen ist überhaupt nicht unmöglich. Kommt einfach direkt in genau dem zur Ruhe, der denkt und glaubt, dass es unmöglich sei, die Natur des Geistes zu erkennen – und das ist es!
Einige „große Meditierende“ sagen, dass es schwierig ist, die Natur des Geistes aufrechtzuerhalten. Es ist überhaupt nicht schwierig. Der Fehler liegt darin, dass sie nicht wissen, wie man meditiert. Es ist nicht notwendig, nach Meditation zu suchen. Ihr müsst sie nicht kaufen. Ihr müsst sie nicht erschaffen oder irgendwo hingehen, um sie zu suchen. Ihr braucht auch nicht dafür zu arbeiten. Es genügt, einfach in der Erfahrung dessen zur Ruhe zu kommen, was immer in eurem Geist entsteht oder stattfindet.
Dein Geist war schon immer bei euch, seit undenklichen Zeiten. Er ist nicht etwas, das verloren gehen und dann wiedergefunden werden kann. Er ist nicht etwas, das man hat und dann nicht hat. Der Geist, den ihr schon immer hattet, ist das, was denkt, wenn ihr denkt, und ohne Gedanken ruht, wenn ihr nicht denkt. Ganz gleich, was der Geist denken mag, es genügt, sich einfach direkt in dem zu entspannen, was immer entsteht, ohne den Versuch, irgendetwas zu ändern oder zu korrigieren, und dann diese Erfahrung aufrechtzuerhalten, ohne sich ablenken zu lassen.
Dies macht alles sehr einfach und leicht. Das Gefühl, dass es schwierig sei, das Dharma zu praktizieren, ist ein Zeichen dafür, dass man schwere Vergehen oder Verdunklungen angesammelt hat.
Einige „große Meditierende“ gestatten dem Geist nicht, in sich selbst zur Ruhe zu kommen, wie er es sollte. Stattdessen benutzen sie den Geist fälschlicherweise, um nach außen zu schauen oder im Inneren zu suchen. Dies ist ein Fehler, der auf ihrem mangelnden Verständnis beruht, dass nach außen zu schauen oder im Inneren zu suchen niemals dazu führen wird, den Geist zu sehen oder zu finden. Es besteht keinerlei Notwendigkeit, außerhalb von sich selbst zu schauen oder im Inneren zu suchen. Kommt stattdessen direkt in dem Geist zur Ruhe, der nach außen schaut oder im Inneren sucht – und das ist es!
Einige „große Meditierende“ gestatten dem Geist nicht, im Denken zur Ruhe zu kommen, wenn es Denken gibt, oder im Nicht-Denken, wenn es kein Denken gibt. Sie glauben, dass Meditation von anderswo herkommen muss, und so suchen sie hier und dort danach. Das bedeutet, dass sie die Essenz des Geistes nicht erkennen oder verwirklichen. Es gibt keinen Grund, hier und dort herumzusuchen. Gestattet dem Geist einfach, direkt in Gedanken zu ruhen, wann immer er denkt, und in Nicht-Gedanken, wann immer es kein Denken gibt – und das ist es!
Einige „große Meditierende“ vertrauen nicht darauf, dass der Geist leer ist. Sie fragen sich, ob dem so ist oder nicht, und haben weiterhin Zweifel. Dieser Fehler beruht auf ihrem mangelnden Verständnis der wahren Bedeutung. Es gibt keinen Grund zu zweifeln. Der Geist ist schon immer leer gewesen, von Anfang an, also kommt einfach in seiner leeren Beschaffenheit zur Ruhe – und das ist es! Wenn ihr Zweifel verspürt, dann kommt einfach in der Natur desjenigen zur Ruhe, der zweifelt – und das ist es!
Einige „große Meditierende“ schauen nicht in den denkenden Geist, sondern betrachten ständig die Objekte ihrer Gedanken: ihre Habseligkeiten oder die Erde und Steine und so weiter. Das ist nicht die echte Sicht; es ist eine dualistische Sichtweise. Ihr müsst in genau dem zur Ruhe kommen, der denkt, und schauen.
Einige „große Meditierende“ kommen nicht in der Untrennbarkeit von Wahrnehmungen und Geist zur Ruhe, sondern jagen und verfolgen das, was sie wahrnehmen. Das ist nicht die echte Sicht; es ist eine dualistische Sichtweise. Jagt nicht im Außen den Wahrnehmungen hinterher. Und zieht nichts nach innen. Kommt einfach in der Untrennbarkeit von Wahrnehmungen und Geist zur Ruhe.
Einige „große Meditierende“ gestatten ihrem Geist nicht, auf natürliche Weise in sich selbst zur Ruhe zu kommen, sondern erwarten jede Regung wie eine Katze, die einer Maus auflauert. Das ist nicht die echte Sicht; es lädt nur Gedanken ein. Kommt stattdessen einfach direkt in den Gedanken zur Ruhe, wann immer sie auftauchen, und im Nicht-Auftauchen, wenn sie es nicht tun.
Einige „große Meditierende“ wissen nicht, wie man den Geist in sich selbst zur Ruhe kommen lässt. Sie lassen nicht davon ab, vergangene Gedanken zu beobachten und ihnen zu folgen. Das ist nicht die echte Sicht; ihr jagt einfach den Gedanken nach. Anstatt Gedanken nachzujagen, kommt direkt in dem zur Ruhe, der ihnen nachjagt.
Einige „große Meditierende“ gestatten ihrem Geist nicht, in dem, was entsteht, solange zu ruhen, wie er kann. Sie sehnen sich nach „guter“ Meditation und üben daher Druck und Zwang auf ihren Geist auf, während sie intensiv [vor sich hin] starren. Das ist nicht die echte Sicht; ihr verändert nur den Geist. Ohne den Geist in irgendeiner Weise zu verändern oder zu manipulieren, lasst ihn von selbst ruhen und kommt in der Erfahrung dessen, was auch immer auftaucht, zur Ruhe.
Einige „große Meditierende“ lassen nicht zu, dass Gedanken aufkommen, sondern versuchen, sie beiseite zu schieben und ihren Geist im Griff zu haben. Das ist nicht die echte Sicht; es ist ein Unterdrücken geistiger Zustände. Erlaubt eurem Geist stattdessen, in der Stille zur Ruhe zu kommen, wann immer er still ist, und in der Bewegung zur Ruhe zu kommen, wann immer er sich regt.
Einige „große Meditierende“ machen ihren Geist leer, fast wahrnehmungslos. Das ist nicht die echte Sicht; es ist geistige Abwesenheit. Kommt stattdessen mit lebendiger Klarheit in einer Erfahrung der Leerheit zur Ruhe.
Einige „große Meditierende“ denken, dass der Geist leer ist, und meditieren dann darüber. Das ist nicht die echte Sicht; es ist künstlich erzeugte Meditation über Leerheit. Kommt stattdessen in genau dem, der denkt: „Das ist Leerheit!“ zur Ruhe.
Einige „große Meditierende“ schauen, wann immer sie sich wohl, offen oder klar fokussiert fühlen, schauen jedoch nicht, wenn sie sich aufgeregt, unbehaglich, geistlos oder unfokussiert fühlen. Das ist nicht die echte Sicht; es ist Annehmen und Ablehnen. Anstatt irgendetwas anzunehmen oder abzulehnen, kommt einfach direkt in allem, was sich erhebt, zur Ruhe.
Einige „große Meditierende“ schauen, wann immer sie positive Gedanken haben, schauen jedoch nicht, wenn sie negative oder unreine Gedanken haben. Das ist nicht die echte Sicht; es ist Bevorzugen von Gutem und Ablehnen von Schlechtem. Anstatt das Gute vorzuziehen und das Schlechte abzulehnen, kommt ohne Ablenkung direkt in dem zur Ruhe, was auftaucht, sei es gut oder schlecht.
Einige „große Meditierende“ freuen sich, wenn der Geist gelassen ist, aber fühlen sich frustriert, wenn aufgewühlte Gedanken auftauchen. Das ist nicht die echte Sicht; der Fehler liegt darin, dass sie nicht wissen, wie man die Essenz dessen, was entsteht, aufrechterhält. Wenn aufgewühlte Gedanken auftauchen, kommt aus einem Zustand der Entspannung direkt in dem zur Ruhe, der die Aufgewühltheit fühlt.
Einige „große Meditierende“ rütteln sich nicht auf oder lockern sich nicht, selbst wenn es notwendig wäre. Das ist nicht die echte Sicht; es ist etwas zu künstlich. Der Fehler liegt darin, dass sie nicht wissen, wie der Geist verweilt. Bringt mehr Wachheit hinein oder entspannt euch mehr, wann immer es nötig ist, aber tut es nicht, wenn es nicht erforderlich ist. Kommt einfach mit lebendiger Klarheit in Natürlichkeit zur Ruhe.
Einige „große Meditierende“ können nicht meditieren, wenn der Gedanke an köstliches Essen oder Trinken auftaucht. Sie stehen auf und versuchen, etwas Leckeres zu essen oder trinken zu finden; dann nehmen sie sich Zeit, was immer sie gefunden haben, zu genießen. Wenn sie so weitermachen, werden sie nie zu der ausgezeichneten Meditation gelangen, die sich an der Nahrung der Konzentration labt. Ein solch übermäßiger Appetit wird euch nur zu dickköpfigen Praktizierenden machen; hängt also nicht an wohlschmeckendem Essen und Trinken. Tut euch stattdessen an Konzentration gütlich.
Einige „große Meditierende“ können nicht meditieren, wenn sie verwöhnt, wohlhabend, mächtig oder respektiert sind, weil sie dann zu zufrieden oder aufgeregt werden. Sie sind auch nicht in der Lage zu meditieren, wenn sie leiden oder Problemen, Krankheit, Beschimpfung oder Meinungsverschiedenheiten ausgesetzt sind. Ihre Miene verdüstert sich gleich einer Gewitterwolke, sie werfen mit vulgären Ausdrücken um sich und vergießen sogar ein oder zwei Tränen. Wer so handelt, wird niemals ein hervorragender Dharma-Praktizierender werden, der fähig ist, Freude und Leid als von gleichem Geschmack zu erkennen. Sie werden nur gewöhnliche, dickköpfige Dharma-lose Individuen bleiben, die von negativen Emotionen und Leid sowie den acht weltlichen Belangen beherrscht sind. Ihr müsst daher den gleichen Geschmack von Freude und Leid erkennen und sie beide auf den Pfad bringen.
Leben und Befreiung des Geistes
Emaho!
Der Geist selbst war schon immer ohne Substanz.
Er ist nicht durch Schauen zu sehen, sondern er ist Leerheit.
Er ist kein Nichts sondern bewusst und klar.
Diese untrennbare Bewusstheit und Leerheit ist allgegenwärtig wie der Raum.
Ihr könnt ihn stabilisieren, doch er bewegt sich ziellos und ungehindert.
Ihr könnt ihn in Bewegung setzen, doch er kehrt zu seinem eigenen natürlichen Zustand zurück.
Auch ohne Arme und Beine läuft er überall herum.
Ist er in Bewegung, läuft er nicht davon, sondern kehrt an seinen eigenen Platz zurück.
Auch ohne Augen sieht er alles.
Aber die Erfahrung des Sehens wird zu Leerheit.
Ihr könnt keine Essenz des Geistes lokalisieren,
und dennoch entstehen Gedanken und Eindrücke.
Er ist nicht existent, weil er zu Leerheit wird.
Es ist nicht nicht-existent, weil er denkt, sieht und erlebt.
Die Ausstrahlung der Vereinigung von Erscheinung und Leerheit lodert.
Die Eigenstrahlung des leeren, aber erkennenden Dharmakāya ist klar.
Mit allen fünf Weisheiten ausgestattet strahlt er vollständig aus.
Der ursprünglich reine natürliche Zustand ist spontan präsent;
die Kāyas und reinen Bereiche erscheinen ohne Hindernis,
und Mutter- und Kind-Lichtheit verschmelzen und werden eins.
Den natürlichen Geisteszustand, der so ist,
habt ihr ihn erkannt, all ihr Verwirklichten?
Habt ihr es verstanden, all ihr „großen Meditierenden“?
Setzt dies in die Praxis um, all ihr Yogis!
Anweisung über die Selbstbefreiung der Verblendung, die der Verwandlung von Gift in Medizin entspricht
In Leerheit gibt es keinen Geiz.
Es ist Verblendung, die Geiz entstehen lässt.
Schaut, ohne Verblendung, in den, der Geiz verspürt.
Schaut und haltet dies aufrecht, ohne Ablenkung.
Geiz ist beseitigt und wird zu Leerheit.
Ruht ohne Ablenkung in dieser Leerheitserfahrung.
Das ist die vollkommene Reinigung von Geiz.
Es gibt keine erhabenere Großzügigkeit als dies –
für den Yogi, der sie verwirklicht: Emaho, wie erstaunlich!
In Leerheit gibt es keine Anhaftung.
Es ist Verblendung, die Anhaftung entstehen lässt.
Schaut, ohne Verblendung, in den, der Anhaftung verspürt.
Schaut und haltet dies aufrecht, ohne Ablenkung.
Anhaftung ist beseitigt und wird zu Leerheit.
Ruht ohne Ablenkung in dieser Leerheitserfahrung.
Das ist die vollkommene Reinigung von Anhaftung.
Es gibt keine erhabenere Disziplin als dies –
für den Yogi, der sie verwirklicht: Emaho, wie erstaunlich!
In Leerheit gibt es keine Wut.
Es ist Verblendung, die Wut entstehen lässt.
Schaut, ohne Verblendung, in den, der Wut verspürt.
Schaut und haltet dies aufrecht, ohne Ablenkung.
Wut ist beseitigt und wird zu Leerheit.
Ruht ohne Ablenkung in dieser Leerheitserfahrung.
Das ist die vollkommene Reinigung von Wut.
Es gibt keine erhabenere Geduld als dies –
für den Yogi, der sie verwirklicht: Emaho, wie erstaunlich!
In Leerheit gibt es keine Faulheit.
Es ist Verblendung, die Faulheit entstehen lässt.
Schaut, ohne Verblendung, in den, der Faulheit verspürt.
Schaut und haltet dies aufrecht, ohne Ablenkung.
Faulheit ist beseitigt und wird zu Leerheit.
Ruht ohne Ablenkung in dieser Leerheitserfahrung.
Das ist die vollkommene Reinigung von Faulheit.
Es gibt keinen erhabeneren Fleiß als dies –
für den Yogi, der sie verwirklicht: Emaho, wie erstaunlich!
In Leerheit gibt es keine Ablenkung.
Es ist Verblendung, die Ablenkung entstehen lässt.
Schaut, ohne Verblendung, in den, der Ablenkung verspürt.
Schaut und haltet dies aufrecht, ohne Ablenkung.
Ablenkung ist beseitigt und wird zu Leerheit.
Ruht ohne Ablenkung in dieser Leerheitserfahrung.
Das ist die vollkommene Reinigung von Ablenkung.
Es gibt keine erhabenere Konzentration als dies –
für den Yogi, der sie verwirklicht: Emaho, wie erstaunlich!
In Leerheit gibt es keine Verwirrung.
Es ist Verblendung, die Verwirrung entstehen lässt.
Schaut, ohne Verblendung, in den, der Verwirrung verspürt.
Schaut und haltet dies aufrecht, ohne Ablenkung.
Verwirrung ist beseitigt und wird zu Leerheit.
Ruht ohne Ablenkung in dieser Leerheitserfahrung.
Das ist die vollkommene Reinigung von Verwirrung.
Es gibt keine erhabenere Weisheit als dies –
für den Yogi, der sie verwirklicht: Emaho, wie erstaunlich!
In Leerheit gibt es keine Arroganz.
Es ist Verblendung, die Arroganz entstehen lässt.
Schaut, ohne Verblendung, in den, der Arroganz verspürt.
Schaut und haltet dies aufrecht, ohne Ablenkung.
Arroganz ist beseitigt und wird zu Leerheit.
Ruht ohne Ablenkung in dieser Leerheitserfahrung.
Das ist die vollkommene Reinigung von Arroganz.
Es gibt keine erhabenere Zufriedenheit als dies –
für den Yogi, der sie verwirklicht: Emaho, wie erstaunlich!
Anweisung für die Selbstbefreiung destruktiver Emotionen: destruktive Emotionen in Weisheit verwandeln
Im unabgelenkten Zustand gibt es kein Leid.
Es ist die Kraft der Verblendung, die Leid entstehen lässt.
Schaut, ohne Ablenkung, in die Essenz des Leids.
Schaut und haltet dies aufrecht, ohne Ablenkung.
Leid gibt es nicht mehr: Es wird zu Leerheit.
Kommt in diesem leeren und klaren Zustand zur Ruhe, ohne Ablenkung – das ist die vollkommene Reinigung von Leid.
Man nennt es den Dharmakāya großer Glückseligkeit.
Im unabgelenkten Zustand gibt es keine destruktiven Emotionen.
Es ist die Kraft der Verblendung, die destruktive Emotionen entstehen lässt.
Schaut, ohne Ablenkung, in die Essenz der destruktiven Emotionen.
Schaut und haltet dies aufrecht, ohne Ablenkung.
Destruktive Emotionen gibt es nicht mehr: Sie werden zu Leerheit.
Kommt in diesem leeren und klaren Zustand zur Ruhe, ohne Ablenkung – das ist die vollkommene Reinigung destruktiver Emotionen.
Man nennt es den Dharmakāya des Nicht-Entstehens.
Im unabgelenkten Zustand gibt es keine Wut.
Es ist die Kraft der Verblendung, die Wut entstehen lässt.
Schaut, ohne Ablenkung, in die Essenz der Wut.
Schaut und haltet dies aufrecht, ohne Ablenkung.
Wut gibt es nicht mehr: Sie wird zu Leerheit.
Kommt in diesem leeren und klaren Zustand zur Ruhe, ohne Ablenkung – das ist die vollkommene Reinigung der Wut.
Man nennt es die spiegelgleiche Weisheit.
Im unabgelenkten Zustand gibt es keinen Stolz.
Es ist die Kraft der Verblendung, die Stolz entstehen lässt.
Schaut, ohne Ablenkung, in die Essenz des Stolzes.
Schaut und haltet dies aufrecht, ohne Ablenkung.
Stolz gibt es nicht mehr: Er wird zu Leerheit.
Kommt in diesem leeren und klaren Zustand zur Ruhe, ohne Ablenkung – das ist die vollkommene Reinigung von Stolz.
Man nennt es die Weisheit der Gleichheit.
Im unabgelenkten Zustand gibt es keine Anhaftung.
Es ist die Kraft der Verblendung, die Anhaftung entstehen lässt.
Schaut, ohne Ablenkung, in die Essenz der Anhaftung.
Schaut und haltet dies aufrecht, ohne Ablenkung.
Anhaftung gibt es nicht mehr: Sie wird zu Leerheit.
Kommt in diesem leeren und klaren Zustand zur Ruhe, ohne Ablenkung – das ist die vollkommene Reinigung der Anhaftung.
Man nennt es die Weisheit der Unterscheidungsfähigkeit.
Im unabgelenkten Zustand gibt es keine Eifersucht.
Es ist die Kraft der Verblendung, die Eifersucht entstehen lässt.
Schaut, ohne Ablenkung, in die Essenz der Eifersucht.
Schaut und haltet dies aufrecht, ohne Ablenkung.
Eifersucht gibt es nicht mehr: Sie wird zu Leerheit.
Kommt in diesem leeren und klaren Zustand zur Ruhe, ohne Ablenkung – das ist die vollkommene Reinigung der Eifersucht.
Man nennt es die alles vollendende Weisheit.
Im unabgelenkten Zustand gibt es keine Verwirrung.
Es ist die Kraft der Verblendung, die Verwirrung entstehen lässt.
Schaut, ohne Ablenkung, in die Essenz der Verwirrung.
Schaut und haltet dies aufrecht, ohne Ablenkung.
Verwirrung gibt es nicht mehr: Sie wird zu Leerheit.
Kommt in diesem leeren und klaren Zustand zur Ruhe, ohne Ablenkung – das ist die vollkommene Reinigung der Verwirrung.
Man nennt es die Weisheit des Dharmadhatu.
Im unabgelenkten Zustand gibt es keine Dumpfheit.
Es ist die Kraft der Verblendung, die Dumpfheit entstehen lässt.
Schaut, ohne Ablenkung, in die Essenz der Dumpfheit.
Schaut und haltet dies aufrecht, ohne Ablenkung.
Dumpfheit gibt es nicht mehr: Sie wird zu Leerheit.
Kommt in diesem leeren und klaren Zustand zur Ruhe, ohne Ablenkung – das ist die vollkommene Reinigung der Dumpfheit.
Man nennt es die Weisheit der Leerheit und Klarheit.
Im unabgelenkten Zustand gibt es keine Aufregung.
Es ist die Kraft der Verblendung, die Aufregung entstehen lässt.
Schaut, ohne Ablenkung, in die Essenz der Aufregung.
Schaut und haltet dies aufrecht, ohne Ablenkung.
Aufregung gibt es nicht mehr: Sie wird zu Leerheit.
Kommt in diesem leeren und klaren Zustand zur Ruhe, ohne Ablenkung – das ist die vollkommene Reinigung der Aufregung.
Man nennt es die unveränderliche Weisheit.
Im unabgelenkten Zustand gibt es keine drei Geistesgifte.
Es ist die Kraft der Verblendung, die die drei Geistesgifte entstehen lässt.
Schaut, ohne Ablenkung, in die Essenz der drei Geistesgifte.
Schaut und haltet dies aufrecht, ohne Ablenkung.
Die drei Geistesgifte gibt es nicht mehr: Sie werden zu Leerheit.
Kommt in diesem leeren und klaren Zustand zur Ruhe, ohne Ablenkung – das ist die vollkommene Reinigung der drei Geistesgifte.
Man nennt es die Weisheit der drei Kāyas.
Um Gewissheit zu entwickeln: eine Erklärung, wie der Geist sich selbst enhüllt
Manchmal gibt es im Geist eines „großen Meditierenden“ keine Gedanken, nur einen leeren, ausdruckslosen Zustand. Wenn dies geschieht, versucht nicht, irgendetwas zu korrigieren oder anzupassen; kommt einfach darin zur Ruhe, direkt und lebendig.
Manchmal herrscht im Geist lebendige Klarheit und glückselige Gelassenheit. Wenn dies geschieht, lasst den Geist einfach in lebendiger Klarheit zur Ruhe kommen.
Manchmal fühlt sich der Geist wie benebelt oder weggetreten an, unfähig zur Klarheit. Wenn dies geschieht, bringt die Qualität der Klarheit eures Gewahrseins zum Vorschein und kommt in nackter Wachheit zur Ruhe.
Manchmal ist der Geist völlig deprimiert. Wenn dies geschieht, ruht in einem Zustand, der inspiriert ist, freudig und gelassen.
Manchmal kann der Geist nicht länger als einen oder zwei Augenblicke ruhig verweilen, da unterschwellig subtile Gedanken kommen und gehen. Wenn dies geschieht, strafft den Geist an seiner Oberfläche und lasst ihn sich von innen her entspannen.
Manchmal scheint der Geist weder wirklich gewahr noch nicht gewahr zu sein. Wenn dies geschieht, holt die durchdringende Klarheit eures Geistes hervor, als würdet ihr ein Haar aus einem Stück Butter herausziehen, und kommt in unabgelenkter Wachheit zur Ruhe.
Manchmal ist der Geist eifrig damit beschäftigt, an alles nur Mögliche zu denken; er springt von einem Gedanken zum nächsten und ist unfähig, auch nur einen Augenblick still zu bleiben. Wenn dies geschieht, entspannt sowohl Körper als auch Geist und, ohne abgelenkt zu werden, lasst den Geist in allen Bereichen und Richtungen wachsam sein.
Manchmal habt ihr keine Lust zu meditieren. Ihr fühlt euch mutlos und könnt nicht weitermachen. Wenn dies geschieht, betet aufrichtig zum Lama und kommt in klaren, lebendigen Gefühlen von Glück und Wohlbefinden zur Ruhe.
Manchmal ist der Geist so glückselig und klar, dass ihr aufspringen und vor Freude tanzen möchtet. Wenn dies geschieht, lasst keinerlei Greifen in euren Geist einziehen, sondern bleibt vollkommen entspannt.
Diese Arten, wie sich der Geist selbst enthüllt, treten nur für Anfänger in Erscheinung, die den natürlichen Zustand des Geistes noch nicht gefunden haben. Sie entstehen nicht für jene, die ihn bereits gefunden haben, daher werde ich nun kurz erklären, wie es sich in ihrem Fall verhält:
Wenn der natürliche Zustand des Geistes klar bestimmt ist,
ist es nicht nötig zu schauen, da klares Licht ganz natürlich heraufdämmert. Es ist nicht nötig zu meditieren, da sich die Natur des Geistes ganz natürlich aufrechterhält.
Selbst in der Ablenkung gibt es keine Ablenkung, da die Natur des Geistes stark genug ist. Selbst in der Veränderung gibt es keine Veränderung, da das Gewahrsein so allumfassend ist wie der Raum.
Es ist nicht nötig, irgendetwas zu korrigieren oder zu verändern, da ihr im Zustand klaren Lichts verweilt.
Der Dharmakāya eures eigenen unabgelenkten Geistes
und der Dharmakāya des Weisheitsgeistes der Buddhas
sind untrennbar vereint in der Erfahrung klaren Lichts.
Und selbst während ihr diesen Zustand ohne Ablenkung aufrechterhaltet, scheint aus der Erfahrung der Dharmakāya-Leerheit
das klare Licht spontaner Präsenz herauf.
Dann ist euer eigener Geist untrennbar vom Buddha;
die Kayas und reinen Bereiche manifestieren sich untrennbar.
Es gibt keine Hoffnung oder Furcht, kein Greifen nach dem Selbst, keine Freude oder Trauer.
Es gibt kein Annehmen oder Ablehnen und keinerlei Zweifel jeglicher Art.
So ist es, wenn die Natur des Geistes bestimmt wurde.
Wie man die vier Arten von Handlungen ausführt
Geht ein großer Meditierender umher,
rennt und springt er nicht wie ein Narr durch die Gegend,
sondern bewegt sich mit gelassenem Körper und Geist
und achtet gleichzeitig darauf, dass der Geist nicht abschweift.
Lässt sich ein großer Meditierender nieder,
setzt er keine Gedankenkette in Gang,
sondern sitzt aufrecht, wendet die Kernpunkte der Haltung an
und ruht mit bloßgelegtem Geist.
Schläft ein großer Meditierender ein,
wird er nicht besinnungslos wie ein Leichnam,
sondern nimmt die Haltung des schlafenden Löwen ein
und verschmilzt, ohne Ablenkung, mit der Lichtheit.
Isst und trinkt ein großer Meditierender,
segnet er die Substanzen, verwandelt sie in Nektar
und – den Körper als Scharen von Gottheiten visualisiert –
genießt er sie dann in der unabgelenkten Natur des Geistes.
Ob ihr geht, sitzt, schlaft oder euch auf irgendeine andere Weise betätigt,
stellt sicher, dass ihr es in einem Zustand tut, der untrennbar ist von Leerheit,
und euer eigener Geist wird vom Buddha untrennbar sein.
Möchtet ihr im Moment des Todes keinerlei Bedauern empfinden,
müsst ihr auf diese Weise praktizieren.
Ihr müsst wissen, wie man einem qualifizierten Meister folgt.
Ihr müsst Entsagung üben und frei von weltlicher Beschäftigung sein.
Ihr müsst die innere Kraft haben, allein im abgeschiedenen Retreat zu bleiben.
Ihr müsst die Selbstdisziplin haben, Anhaftung an Essen und Kleidung auszumerzen.
Ihr müsst den Eifer haben, selbst den kleinsten Moment der Abgelenktheit zu vermeiden.
Ihr müsst die Sicht haben, die frei ist vom geringsten Anflug dualistischer Wahrnehmung.
Ihr müsst eine Meditation haben, die kontinuierliches, ununterbrochenes klares Licht ist.
Ihr müsst eine Form von Handlung haben, die mühelos ist, ohne Annehmen oder Ablehnen.
Ihr müsst die Frucht der Untrennbarkeit eures eigenen Geistes vom Buddha haben.
Ihr müsst die Samaya-Verpflichtung aufrechterhalten, die frei ist von Anhaftung und Heuchelei.
Und ihr müsst frei sein von jedwedem selbstgefälligem Verlangen nach irgendetwas.
Praktiziert dies, die vorrangigsten Notwendigkeiten, all ihr glücklichen Dharma-Praktizierenden!
Solltet ihr euch eine herausragende Rüstung als Unterstützung für eure Meditation wünschen, praktiziert Folgendes:
Vermeidet es, als Herr mit einer Vielzahl von Bediensteten und einem großen Kreis von Anhängern aufzutreten.
Vermeidet es, großen Wohlstand und Besitz anzuhäufen.
Vermeidet es, große Mengen Pferde und Vieh zu halten.
Vermeidet es, das Oberhaupt einer großen Familie zu sein.
Vermeidet Abneigung gegenüber Feinden und Anhaftung an Freunde.
Vermeidet beschwerliche Arbeit, landwirtschaftliche und handwerkliche Tätigkeiten.
Vermeidet die Suche nach müßigen Vergnügungen, Profit oder Ruhm.
Und vermeidet alles Ränkeschmieden, um euch einen Namen zu machen oder euer Ansehen zu mehren.
Vermeidet ihr diese Dinge nicht, wird euer Geist von Ablenkungen mitgerissen.
Vermeidet ihr sie jedoch, werdet ihr die Festung der Natur des Geistes erobern,
und durch ihre Eroberung werdet ihr wahrhaft ein Buddha werden.
Heutzutage, zum jetzigen Zeitpunkt,
gibt es Meister mit Geschick im Lehren und Schüler mit Erfahrung in der Meditation,
und viele haben die Natur des Geistes verwirklicht;
viele haben die wahre Bedeutung erkannt.
Die Natur des Geistes, leer und klar in ihrer Essenz,
kann jedem aufscheinen, so wie sie einer einzelnen Person aufscheint.
Fragt jene, die darüber Bescheid wissen, und ihr werdet Klarheit erlangen. Erkundigt euch bei den Weisen, und ihr werdet verstehen.
Befreit euch von jeder Art von Zweifel und praktiziert.
Es gibt noch einen entscheidenden Punkt, einen weiteren Ratschlag für „große Meditierende“, den ich im Folgenden darlege:
Heutzutage, zum jetzigen Zeitpunkt,
gibt es einige Meister und Schüler:
Meister, die falsch lehren, und Schüler, die in der Meditation abirren.
Es gibt viele, die siebzig oder achtzig Jahre lang meditieren,
ohne jemals zu einer Erfahrung oder Erkenntnis zu gelangen.
Es gibt viele, die keine Erkenntnis der wahren Bedeutung gewonnen haben, viele, denen das, was nicht so ist, erscheint, als wäre es so,
viele, denen es an Verständnis mangelt und die sich in törichter Meditation üben,
viele, die voller Eifer dem nachjagen, was nichtig ist.
Meister mit Geschick im Lehren, Schüler mit Erfahrung in der Meditation:
Nehmt Abstand von Wichtigtuerei: Sucht den Rat der Gelehrten. Macht keine halben Sachen: Gelangt zu Gewissheit im Geist selbst.
Macht euch nicht selbst etwas vor: Räumt eure Zweifel aus.
Dies ist nun vollständig.
Andererseits wird auch gesagt:
Aho!
Aus dem natürlichen Zustand des Grundes eures eigenen Geistes (Sicht)
erheben sich die Maṇḍalas der Gottheiten als unaufhörliche mitfühlende Energie (Meditation)
und verwandeln sich in den spielerischen Tanz der verschiedenen Zornvollen, männlich und weiblich: (Handlung)
Möge dies den glorreichen Ruhm herbeiführen, allen Wesen, die den gesamten Raum durchdringen, den Weg zu weisen!
| Übersetzung ins Englische von Adam Pearcey, 2018. Der Übersetzer zog frühere englische Versionen von Erik Pema Kunsang, James Low und Khandro Rinpoche heran, stütze sich jedoch auf eine etwas andere Ausgabe des tibetischen Textes.
Deutsche Übersetzung: Rigpa-Übersetzungen August 2018
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Einige tibetische Versionen nennen diesen Text Gongpa Rangdrol (dgongs pa rang grol), das heißt Selbst-befreiter Weisheitsgeist, doch die von Zenkar Rinpoche veröffentlichte Ausgabe betitelt ihn mit Gompa Rangdrol (sgom pa rang grol), Selbst-befreiende Meditation. ↩
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Die Wiederholung hier legt nahe, dass das tibetische Original möglicherweise einen Fehler enthält. ↩