Geistestraining in Sieben Punkten

Geistestraining in Sieben Punkten

von Geshe Chekawa Yeshe Dorje (1101-1175)

1. Die Vorbereitenden Übungen

Übe als erstes die Vorbereitenden Übungen.

2. Die Hauptpraxis

Betrachte alle Dinge und Begebenheiten als traumgleich.
Untersuche die Natur der ungeborenen Bewusstheit.
Lass selbst das Gegenmittel in sich selbst befreit sein.
Verweile in ālaya, der Essenz.
Zwischen den Sitzungen sei ein Beschwörer der Illusionen.

Übe die beiden - Geben und Nehmen- abwechselnd.
Diese beiden sollen mit dem Atem einhergehen.
Drei Objekte, drei Gifte und drei Quellen der Tugend.
Übe bei allen Aktivitäten die Anwendung von Leitsätzen.
Beginne mit der Übung des Nehmens bei Dir selbst.

3. Widrigkeiten in den Weg zur Erleuchtung transformieren

Wenn die ganze Welt mit Leid erfüllt ist,
transformiere Widrigkeiten in den Weg zu Erleuchtung.
Suche alle Schuld in einem.
Meditiere auf die große Güte aller.
Auf die trügerischen Wahrnehmungen als die vier kāyas zu meditieren
ist der unübertreffliche śūnyatā Schutz.

Die vierfache Praxis ist die beste Methode.
Was auch immer Dir begegnet, wende die Praxis an.

4. Die Praxis im ganzen Leben anwenden

Die Essenz der Unterweisungen ist, kurz gesagt,
die Anwendung der fünf Kräfte.
Der Mahāyāna Rat für die Übertragung
umfasst dieselben fünf Kräfte. Verhalten ist wichtig.

5. Das Ausmaß des Geistestrainings

Alle Belehrungen haben das gleiche Ziel.
Bei zwei Zeugen verlass Dich auf den Hauptzeugen.
Bewahre immer eine freudvolle Haltung.
Wenn dies auch bei Ablenkung gehalten werden kann, bist Du erfahren.

6. Die Verpflichtungen des Geistestrainings

Übe stets die drei grundlegenden Prinzipien.
Ändere Deine Haltung, aber bleibe natürlich.
Sprich nicht über verletzte Glieder.
Beschäftige Dich nicht mit den Makeln anderer.
Übe zuerst mit den stärksten störenden Gefühlen.
Lass jegliche Erwartungen an Ergebnisse los.
Gib das vergiftete Essen auf.
Sei nicht so loyal mit der Ursache.
Übe nicht Vergeltung.
Liege nicht im Hinterhalt.
Berühre nicht einen wunden Punkt.
Bürde nicht die Last eines Ochsen einer Kuh auf.
Wetteifere nicht mit anderen.
Führe die Riten nicht falsch aus.
Reduziere Götter nicht auf Dämonen.
Suche nicht das Elend anderer als Krücke für Dein eigenes Glück.

7. Die Gebote des Geistestrainings

Tue alles mit einer einzigen Absicht.
Begegne allen Widrigkeiten mit einem einzigen Gegenmittel.
Zwei Aufgaben: Eine am Anfang und eine am Ende.
Egal, was von den beiden erscheint, sei geduldig.
Halte die beiden, selbst unter Einsatz Deines Lebens.
Übe Dich in den drei Schwierigkeiten.
Erstrebe die drei Vorbedingungen.
Kultiviere die drei, die nicht abnehmen dürfen.
Halte die drei, die Du Dich nicht aufgeben darfst.
Wende das Training auf alle gleichermaßen an.
Es ist entscheidend, dass es tiefgründig und alldurchdringend ist.
Meditiere stets auf diejenigen, die sich unterscheiden.
Sei nicht abhängig von äußeren Bedingungen.
Praktiziere dieses Mal das, was am wichtigsten ist.
Verstehe nicht falsch.
Sei nicht inkonsequent.
Übe von ganzem Herzen.
Gewinne Freiheit durch Einsicht und Analyse.
Sei nicht prahlerisch.
Sei nicht reizbar.
Sei nicht launisch.
Suche nicht nach Anerkennung.

Die Essenz dieser Nektar-gleichen Unterweisungen, die die fünf vorherrschenden Zeichen des Niedergangs in den Weg des Erwachens transformieren, wurde von demjenigen von der Goldenen Insel übertragen. Als die karmischen Samen, die von früheren Übungen in mir waren, reif wurden, fühlte ich großes Interesse, und auf diese Weise, ohne Rücksicht auf Leiden oder Herabwürdigung, suchte ich Unterweisungen, um das Festhalten am Ego zu überwinden. Jetzt, selbst im Tod, werde ich keine Reue empfinden.

| Ins Englische übersetzt von Adam Pearcey, 2012, Lotsawa House. Mit freundlicher Genehmigung von Adam Pearcey aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt von Juliane Wenzel, 2022.

Version: 1.0-20221203