Die strahlend helle Sonne
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Die strahlend helle Sonne
Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Meditation über die Bodhicaryāvatāra
von Patrul Rinpoche
Mit Hingabe erweise ich Ehre den Buddhas, zur Glückseligkeit gegangen,
ihrem Dharma-Körper, den edlen Erben und allen, würdig des Respekts.
Im Einklang mit den Schriften will ich nun kurz beschreiben,
wie man sich in rechtem Verhalten übt, den Erben der Buddhas gleich.[1]
Hierin gibt es vier Abschnitte:
- der Praktizierende, die Person, die die Unterstützung ist
- die Haltung, mit der man praktiziert;
- die Praxis selbst und
- das Resultat derartiger Praxis.
1. DER PRAKTIZIERENDE
Erstens: Die Person, die die Unterstützung für die Praxis darstellt, ist jemand, der mit allen Freiheiten und Vorzügen ausgestattet ist und Vertrauen und Mitgefühl besitzt.
2. DIE HALTUNG, MIT DER MAN PRAKTIZIERT
Zweitens: Die Intention von Bodhichitta besitzt zwei Aspekte: Bestreben und Handlung.
1. Bestreben
Erstes betreffend heißt es:
Bodhichitta erwecken ist: zum Wohle der anderen
sich danach sehnen, vollständige Erleuchtung zu erlangen.[2]
In anderen Worten: Es ist die Intention, mit der man sich wünscht, zum Wohle der anderen vollständige Erleuchtung zu erlangen.
2. Handlung
Der zweite Aspekt, die Handlung, ist die Verpflichtung, sich in den Praktiken der Bodhisattvas zu üben.
Das Bodhisattva-Gelübde ablegen
Um dieses Bodhichitta in den eigenen Geistesstrom zu integrieren, können wir die Gelübde vor einem Lehrer ablegen, indem wir dem speziellen Ritual dafür folgen, sei es das der Nur-Geist-Schule oder das des Mittleren Weges. Im Folgenden wird jedoch gezeigt, wie wir dies allein praktizieren können.
Das geschieht in drei Schritten: a) Vorbereitung, b) Hauptteil und c) Abschluss.
A. Vorbereitung
Hier gibt es drei Teile: i) Begeisterung erzeugen, ii) die Sieben-Zweige-Praxis und iii) das Geistestraining.
i. Begeisterung erzeugen
Erzeuge ein Gefühl der Begeisterung für den Nutzen von Bodhichitta, wie er im ersten Kapitel der Einführung in den Weg des Bodhisattva erklärt wird.
[4] Diese freie und begünstigte menschliche Form ist schwer zu erlangen.
Wenn wir nun, da wir die Chance haben, das volle menschliche Potential zu verwirklichen,
diese Gelegenheit nicht nutzen,
wie können wir erwarten, solch eine Möglichkeit noch einmal zu bekommen?[5] So wie ein Blitz in einer dunklen und bewölkten Nacht,
der nur für einen kurzen Augenblick sein strahlend helles Licht verbreitet,
erhebt sich, selten nur, aufgrund der Macht der Buddhas,
im Geist der Menschen flüchtig ein Moment der Tugend.[6] So sind gewöhnliche Tugenden für immer schwach,
und Negativität ist stark und schwer zu dulden.
Bis auf den Geist, der auf vollkommene Buddhaschaft gerichtet ist,
welch andere Tugend könnte sie je überwinden?[7] In weiser Kontemplation, die Zeitalter hindurch,
sahen die mächtigen Buddhas den großen Nutzen:
dass es der Vielfalt aller Wesen hilft,
die höchsten Ebenen der Glückseligkeit leicht zu erreichen.[8] Wer sich ersehnt, das Leid des Lebens zu besiegen,
und wer sich wünscht, die Not der andren zu beenden,
wer danach trachtet, unendlich viele Freuden zu erleben,
möge Bodhichitta nie den Rücken wenden.[9] In dem Moment, da Bodhichitta sich erhebt
in den erschöpften Gefangenen, den Sklaven des Samsara,
nennt man sie Erben der zur Seligkeit gegangenen Buddhas,
verehrungswürdig für Götter, Menschen und die Welt.[10] Wie der Alchemisten erhabenes Elixier
nimmt es die gewöhnliche, unreine, menschliche Form
und macht sie zum unschätzbaren Körper eines Buddha –
von dieser Art ist Bodhichitta: Lasst es uns fest ergreifen![11] In ihrer Weisheit, grenzenlos, haben die einzigen Anführer der Wesen
es gründlich untersucht und seinen Wert erkannt.
So sollte jeder, der nach Freiheit aus bedingtem Zustand strebt,
dies kostbare Bodhichitta ergreifen und es gut behüten.[12] Alle anderen Tugenden gleichen dem Bananenbaum:
Sie tragen ihre Frucht, doch dann ist ihre Kraft verbraucht.
Bodhichittas wundersamer Baum jedoch trägt unaufhörlich
Früchte über Früchte, unvermindert, und hört nicht auf zu wachsen.[13] Selbst jene, die Unsägliches verbrochen,
sind im Moment sofort befreit durch Bodhichitta,
so wie ein tapferer Gefährte alle Ängste, die man hat, vertreibt –
warum also sollte, wer gescheit ist, nicht darauf vertrauen?[14] So wie die Feuersbrunst am Ende aller Zeiten
vernichtet es die schlimmste Übeltat in einem Augenblick.
Daher ist sein Nutzen unermesslich –
wie der weise Gebieter Maitreya schon Sudhana erklärte.[15] Verstehe, kurz gesagt, dass
Bodhichitta zwei Aspekte innewohnen:
der Geist, der nach Erwachen strebt,
und Bodhichitta, das im Tun sich zeigt.[16] So wie man den Unterschied versteht zwischen dem
Wunsch nach einer Reise und dem Antreten derselben,
sollten die Weisen diese beiden verstehen,
ihren Unterschied erkennen und ihre Reihenfolge.[17] Bodhichitta des Bestrebens führt zu großen Resultaten,
selbst wenn wir weiter in Samsara kreisen;
doch führt es den nie versiegenden Strom der Verdienste nicht herbei,
denn dieser entsteht einzig aus dem Bodhichitta der Aktion.[18] Ab dem Moment, in dem wir wahrhaft diese
nicht umkehrbare Haltung uns zu Eigen machen –
den Geist, der danach strebt,
die unendlichen Bereiche aller Wesen zu befreien,[19] Von da an, ungeachtet ob wir schlafen,
und selbst in Augenblicken der Unaufmerksamkeit,
wird sich eine reiche, stete Kraft der Verdienste
erheben, gleich der Unermesslichkeit des Himmels.[20] So wurde es vom Buddha dargelegt,
vereint mit stützenden Begründungen,
in einer Belehrung, erbeten von Subāhu,
zum Wohle derer, die den niedrigeren Pfaden zugetan.[21] Wenn unermessliches Verdienst zu jedem kommt,
der, um zu helfen,
nur sich wünscht, das Leid von jenen zu verringern,
die lediglich ein Kopfschmerz plagt,[22] Was lässt sich dann von jenen sagen, die sich wünschen,
das grenzenlose Leid von allen zu beseitigen,
und die sich sehnen, dass sie sämtlich
unzählige erleuchtete Qualitäten erlangen mögen?[23] Selbst unsere Väter, unsere Mütter –
besitzen sie solche Wohltätigkeit?
Besitzen die Götter und die großen Weisen sie?
Oder selbst der mächtige Brahma?[24] Wenn diese Wesen nie zuvor
diesen Wunsch zu ihrem eigenen Wohle hegten –
nicht einmal in ihren Träumen – wie könnten
sie da diesen Wunsch für andere hegen?[25] Ein Gedanke wie dieser – für andere zu wollen,
was jenseits aller Wünsche für sich selbst –
ist ein erstaunlicher und kostbarer Zustand des Geistes,
und sein Erscheinen ein Wunder ohne Gleichen![26] Diese Quelle der Freude für alle, die in Existenzen kreisen,
dies Elixier, das die Leiden aller Wesen heilt,
dieses unschätzbare Juwel im Geiste –
wer könnte solch Verdienst jemals ermessen?[27] Wenn allein der simple Wunsch, anderen zu nutzen,
die Opfergaben an die Buddhas übertrifft,
was ist es da noch nötig, vom Streben
nach dem Wohle aller, ausnahmslos, zu sprechen?[28] Obwohl sie sich wünschen, Schmerz zu vermeiden,
stürzen sie sich kopfüber ins Leid hinein.
Sie sehnen sich nach Glück, doch zerstören es,
wie Narren, als wäre es ihr Feind.[29] Mit jeglicher Art von Freude jene zu befriedigen
und alle Leiden jener zu durchtrennen,
die in Ermangelung von wahrem Glück
bedrückt sind von der Last des Kummers,[30] Auch ihre Verblendung zu beenden –
welch andre Tugend ließe sich damit vergleichen?
Welcher Freund würde so viel für dich tun?
Was käme an Verdienst dem gleich?[31] Wenn selbst jene, die Gutes tun, um vergangene Wohltaten
zu vergelten, einiges Lobes wert sind,
was soll man da erst sagen von den Bodhisattvas,
die vollendet handeln – ungefragt.[32] Es gibt jene, die dann und wann eine Mahlzeit spenden, und auch nur für wenige;
ihre Gabe, nur Nahrung, wird bloß für den Moment gegeben,
ohne Respekt; sie nährt nicht mehr als einen halben Tag –
und doch werden solche Menschen von der Welt als tugendhaft geehrt.[33] Wie aber steht dies im Vergleich zu jenen,
die über lange Zeit hinweg der grenzenlosen Anzahl aller Wesen
beständig die Erfüllung aller Wünsche bieten:
unübertroffnes Glück, aus seliger Buddhaschaft geboren?[34] Und jene, die Feindseligkeit entwickeln
für solche Wohltäter, Buddhas Erben,
werden in den Höllen schmachten, sagte der mächtige Weisen,
Äonen lang, in Anzahl der Momente ihrer Bosheit gleich.[35] Im Gegensatz dazu wird wohlwollend sie zu sehen
Nutzen in viel größerem Maße bringen,
denn selbst unter Widrigkeiten bringen die Erben der Buddhas
keinen Schaden, nur Tugend, die natürlich weiter wächst.[36] Ich verneige mich vor allen, in denen
dieser kostbarste, heilige Geist geboren wurde!
Ich nehme Zuflucht zu diesen großartigen Quellen der Freude,
die Glückseligkeit selbst jenen bringen, die ihnen schaden.
ii. Die Sieben-Zweige-Praxis
Bevor du die sieben Zweige als Mittel zur Ansammlung praktizierst, stell dir vor, dass du und alle anderen fühlenden Wesen sich tatsächlich in Gegenwart des Verdienstfeldes versammeln, zu dem auch die siegreichen Buddhas und ihre Bodhisattva-Erben gehören, und vergegenwärtige dir all ihre wunderbaren Qualitäten.
Der Zweig des Darbringens
Arrangiere Blumenopfer, duftendes Räucherwerk, Lampen, reines Wasser sowie Speisen und Getränke, so üppig, wie du es dir leisten kannst. Dann stell dir juwelengefüllte Berge vor, schöne Wälder und all die unberührten Orte von großer, natürlicher Schönheit in der ganzen Welt. Dies nennt man „Opfergaben, die einem nicht gehören“. Bringe beide Arten von Gaben – jene, die du besitzt, und jene, die dir nicht gehören – mit den folgenden Versen dar:[3]
[1] Um mir dieses kostbare Juwel des Geistes anzueignen,
bringe ich nun die feinsten Opfergaben dar, den Buddhas,
dem heiligen Dharma – diesem seltensten und höchst makellosen Juwel –
und den Erben der Buddhas, deren Qualitäten grenzenlos sind.[2] Ich bringe alle Arten von Früchten und Blumen dar
und jegliche heilende Medizin,
jedes Juwel, das diese Welt zu bieten hat,
und all ihr reinstes, frischestes Wasser,[3] Jeden Berg, gefüllt mit kostbaren Edelsteinen
und Haine, abgeschieden und bezaubernd,
paradiesische Bäume, geschmückt mit Blüten,
und Bäume, deren Zweige sich unter feinen Früchten biegen,[4] Wohlriechende Düfte von den Göttern und anderen Bereichen,
Räucherwerk, Wunsch erfüllende Bäume, die magische Edelsteine tragen,
spontane Ernten, gereift ohne das Zutun des Ackermannes
und alles Schöne, des Darbringens wert,[5] Seen und Teiche, geschmückt mit Lotusblumen,
wo sich der freundliche Ruf von Gänsen vernehmen lässt,
jedes Objekt und jeder Ort von Schönheit ohne Eigentümer,
sich bis ans Ende allen Raums erstreckend.[6] Ich stelle mir im Geist all dieses vor und überreiche es den edlen Buddhas
wie den Bodhisattva-Erben als makellose Gabe.
Denkt an mich voller Liebe, oh erhabene und mitfühlende Gebieter,
und nehmt all diese Opfergaben, die ich nun darbringe, an.[7] Aus Mangel an Verdiensten bin ich bettelarm
und habe weiter nichts zu geben.
Oh Schützer, die nur an das Wohl der andren denken,
in eurer großen Macht, nehmt dies zu meinem Wohle an.
Mit dein folgenden Versen bringst du deinen Körper, deine Sprache und deinen Geist dar, um zu dienen:
[8] Den Buddhas und den Bodhisattva-Erben
bringe ich meinen Körper dar, nun und in allen Leben, die noch kommen werden.
Erhabene Mutige, nehmt euch meiner an, ganz und gar,
denn voller Hingabe werde ich euch dienen.[9] Nehmt ihr mich an und nehmt mich ganz in eure Obhut,
werde ich Samsara nicht fürchten, da ich anderen Wesen Hilfe biete.
Die schlechten Taten, die ich einst beging, sind ganz und gar Vergangenheit;
von nun an schwöre ich, kein weiteres Unheil zu begehen.
Mit den nächsten Versen bringst du Geschenke dar, die du in deiner Vorstellung erschaffst:
[10] In ein Badehaus, erfüllt von sanften Düften,
mit strahlend funkelnden Böden aus Kristall
und edlen Säulen, vor Edelsteinen glitzernd,
wo schimmernde Baldachine aus Perlen hängen,[11] Lade ich die Buddhas und ihre Bodhisattva-Erben ein.
Ich bitte euch: Kommt, nehmt ein Bad in parfümiertem Wasser,
eingegossen aus randvollen Krügen aus exquisiten Juwelen,
begleitet von Melodien und Gesang.[12] Dann lasst mich euch trocknen mit Tüchern, unvergleichlich,
makellos und parfümiert mit Wohlgerüchen,
und euch edel kleiden in exzellenteste Gewänder,
leicht duftend und gefärbt in leuchtenden Farben.[13] Ich bringe Kleidung dar, aus feinsten, weichsten Stoffen,
und Hunderte der schönsten der Geschmeide,
um Samantabhadras edlen Körper,
den Mañjughoṣa, Lokeśvara und anderer zu schmücken.[14] Mit dem vorzüglichsten aller zarten Düfte,
der sanft eine Milliarde Welten durchströmt,
werde ich die Körper aller Buddhas salben,
hell erglänzend, wie reines und poliertes Gold.[15] Den mächtigen Weisen, perfekte Empfänger meiner Gaben,
werde ich roten Lotus und himmlische Mandārava-Blüten,
die blaue Utpala-Blume und andere duftende Blüten darbringen,
wunderschön verwoben zu farbenprächtigen Girlanden.[16] Auch bringe ich wogende Wolken von Räucherwerk dar,
deren süßer Duft den Geist gefangen nimmt,
und ein reiches Festmahl mit üppigen Speisen und Getränken,
die den Tafeln der Götter zur Ehre gereichen.[17] Ich opfere Reihe um Reihe kostbarer Lampen,
perfekt geformt wie goldene Lotusblüten,
und ich streue die Blätter herrlicher Blumen
auf ebenen, mit Duftwasser besprengten Boden.[18] Ich bringe göttliche Paläste dar, erfüllt mit Lobgesängen,
schimmernd vor kostbaren Perlen und Edelsteingehängen,
die wunderschönsten Gebäude des gesamten Raums –
all dies bringe ich jenen dar von mitfühlender Natur.[19] Juwelenbesetzte Sonnenschirme, mit Griffen aus reinem Gold,
ihre Säume verziert mit kunstvollen Ornamenten,
aufrecht stehend, wohl proportioniert und eine Augenweide.
Nun und für immer bringe ich dies allen Buddhas dar.
Dann bringe, durch die Kraft des Bestrebens, mit den folgenden Versen Opfergaben dar:
[20] Möge eine Vielfalt an weiteren Opfergaben,
begleitet von Musik, so lieblich anzuhören,
sich drängen, aufgetürmt wie Wolken,
um die Not der Lebewesen zu lindern.[21] Mögen Schauer von kostbaren Edelsteinen und Blumen
herabregnen in niemals versiegenden Strömen,
auf alle Juwelen des edlen Dharma
und auf heilige Monumente und Statuen.[22] So wie Manjughosha und seinesgleichen
allen Buddhas Gaben darbrachten,
will auch ich den so Gegangenen opfern
und all ihren Bodhisattva-Erben.[23] Mit riesigen Ozeanen melodischer Lobgesänge
ehre ich diese Meere guter Qualitäten.
Mögen Wolken süßer und lieblicher Verehrung
unermüdlich vor ihnen aufsteigen.
Und mit diesen Versen bringst du deinen Respekt und deine Ehrerbietung dar:
[24] Meinen Körper so oft vervielfachend, wie es Atome gibt
im Universum, werfe ich mich nieder und verneige mich
vor den Buddhas der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft,
dem Dharma und der überragenden Versammlung.[25] Vor allen Unterstützungen des Bodhichitta
und allen Stupas werfe ich mich nieder,
vor allen Meistern und Lehrern
und jenen, die Disziplin praktizieren.
Für alle diese acht Arten von Opfergaben[4] rufe dir die Bedeutung der Worte in Erinnerung und bringe sie aufrichtig und aus tiefstem Herzen dar.
All diese Opfergaben werden in Gegenwart der drei Juwelen dargebracht, die das reine Feld sind. Die Substanzen selbst sind rein, da sie nicht von unheilsamen Handlungen oder Kleinlichkeit beschmutzt sind. Die Motivation ist ebenfalls rein, denn es gibt keinerlei Erwartung, etwas im Gegenzug zu gewinnen oder eine karmische Belohnung zu bekommen.
Zuflucht nehmen
Stell dir vor, dass du zu diesen außergewöhnlichen Objekten Zuflucht nimmst – den drei seltenen und überragenden Juwelen des außergewöhnlichen größeren Fahrzeugs – und tue dies mit außergewöhnlicher Motivation – zum Nutzen aller fühlenden Wesen – bis du vollständige Erleuchtung erlangst, und rezitiere Vers 26 dreimal:
[26] Bis ich die Essenz der Erleuchtung verwirkliche,
nehme ich Zuflucht zu den Buddhas
und ebenso zum Dharma
und der Versammlung der Bodhisattvas.
Bekennen negativer Handlungen
[27] Vor den vollkommenen Buddhas und Bodhisattvas,
die in jeder Richtung residieren, im gesamten Raum,
und die großes Mitgefühl verkörpern,
lege ich die Hände zusammen und bete:
Mit diesem Vers beten wir zu jenen, die unser Bekenntnis empfangen werden, und bitten sie um ihr Verständnis. Wir stellen uns vor, dass:
- unsere vergangenen schlechten Handlungen wie Gift in unserem Körper sind
- die drei Juwelen – unsere Unterstützung – einem Arzt gleichen, der die durch das Gift verursachte Krankheit heilen kann
- das Gegenmittel, das heilige Dharma, wie eine Medizin ist
- der feste Entschluss, solche Handlungen in der Zukunft nicht zu wiederholen, wie Ambrosia ist, die die körperliche Kraft ganz und gar wiederherstellt.
Hat man diese vier Vorstellungen erzeugt, kultiviert man mit den Versen 28 bis 46 die Kraft des Bedauerns:
[28] In diesem und all meinen anderen zahllosen Leben,
in denen ich im anfangslosen Samsara umhergeirrt,
habe ich in meiner Unwissenheit Unrecht begangen
und andere ermutigt, das gleiche zu tun.[29] Überwältigt von ignoranter Verblendung
feierte ich das angerichtete Unheil.
Doch nun sehe ich: All das war ein Fehler,
und lege vor den Buddhas ein aufrichtiges Bekenntnis ab.[30] Was immer ich gegen die drei Juwelen tat,
gegen meine Eltern, meine Lehrer oder sonst irgendwen,
unter dem Zwang meiner negativen Emotionen,
mit Körper, Sprache und Geist,[31] Alle Missetaten, die ich voller Böswilligkeit beging,
Makel, die mir anhaften aufgrund meiner vielen Fehler,
und all die unerträglichen Verbrechen, derer ich schuldig bin,
gestehe ich offen ein vor euch, den Anführern der ganzen Welt.[32] Bevor meine Negativität gereinigt ist,
kann mein Leben schon vorüber sein;
so bete ich nun: Gewährt mir euren Schutz,
rasch, um meine Befreiung zu gewährleisten![33] Der Herr des Todes ist launenhaft; man kann ihm nicht vertrauen.
Ob alles getan ist oder manches unerledigt: Ihm ist es gleich.
Ob krank, ob gesund, für alle gilt:
Auf dieses flüchtige Leben ist kein Verlass.[34] Wenn wir gehen, lassen wir alles zurück,
doch aus mangelndem Verständnis,
um der Freunde und Feinde Willen gleichermaßen,
erging ich mich in allen Arten schändlicher Taten.[35] Meine Feinde werden nicht mehr sein,
meine Freunde wird es nicht mehr geben,
ich selbst werde diese Existenz verlassen
und alles andere wird einst verschwinden.[36] Wie Erfahrungen in einem Traum
wird alles, was ich nutze und genieße,
sich später in blasse Erinnerung verwandeln;
vergeht auch die, so ward es nimmermehr gesehen.[37] In diesem Leben, das nur eine Weile dauert,
sind einige Freunde wie Feinde schon verblichen,
doch nicht die schädlichen Handlungen, die ich für sie beging;
ihre üblen Auswirkungen stehen mir noch offen.[38] Nie eingedenk, dass auch ich selbst
sehr schnell verscheiden könnte,
habe ich aus Verblendung, Lust und Hass,
ein Maß an Unheil angerichtet.[39] Niemals innehaltend, Tag und Nacht,
wird mein Leben stetig kürzer.
Ist es erschöpft, kann man es nicht verlängern;
wie sollten also ich und meinesgleichen dem Tode je entrinnen?[40] Liege ich auf meinem Sterbebett,
sind Freunde und Familie vielleicht an meiner Seite,
doch ich alleine muss erleben,
wie alle Bindungen durchschnitten.[41] Haben die Gesandten des Todes mich einmal gepackt,
was können mir Familie oder Freunde dann noch helfen?
Zu dieser Zeit kann lediglich Verdienst mich schützen,
doch grad auf das, oh je, hab ich vergessen, mich zu stützen![42] Oh Schützer! Ich war achtlos,
nicht gewahr der Schrecken, so wie diesem,
und häufte für diese flüchtige Existenz allein
so viele schädliche Handlungen an.[43] Hingeführt zum Ort der Folter,
an dem sein Körper bald zerstückelt wird,
ist ein Mensch entstellt von Panik;
sein Mund wird trocken, sein Blick jagt umher voller Qual.[44] Da dem so ist, welche Verzweiflung muss ich spüren,
wenn, hingestreckt und krank vor Angst,
die Boten des Todes mich ergreifen
und ihre grausigen, schrecklichen Gestalten erscheinen?[45] Ist da irgendwer, der mich wirklich retten kann
aus den Schrecken dieses entsetzlichen Schicksals?
Mit Angst erfülltem Blick, die Augen aufgerissen,
werde ich rundum nach einem Ort
der Zuflucht suchen.[46] Da sich kein Ort der Sicherheit erblicken lässt,
wird mich der Mut verlassen; bedrückt lass ich die Hoffnung schwinden.
Denn wenn es keine Zufluchtstätte gibt, um mich zurückzuziehen,
welch Möglichkeiten hab’ ich noch? Was sollte ich dann tun?
Und mit den Versen 47 bis 53 rufst du dir die Kraft der Unterstützung in den Sinn:
[47] So nehme ich von heut an Zuflucht
zu den Buddhas, den Wächtern der Welt,
die sich bemühen um unseren Schutz und Nutzen,
und deren große Kraft alle Furcht verbannt.[48] Genauso nehme ich aufrichtig Zuflucht
zum Dharma, das sie verwirklicht haben,
und das Samsaras Schrecken beseitigt,
sowie zu den Scharen von Bodhisattvas.[49] Zutiefst entsetzt, erfasst von Furcht,
überlasse ich mich Samantabhadra;
und auch Mañjughoṣa
biete ich diesen Körper zu Diensten an.[50] Den Schützer Avalokiteśvara,
dessen Mitgefühl sich in allen Handlungen zeigt,
rufe ich aus der Tiefe meiner Verzweiflung an:
„Gewähre mir deinen Schutz, so schlecht ich auch bin!“[51] Ihr edlen Bodhisattvas,
Ākāśagarbha and Kṣitigarbha, und alle Herren großen Mitgefühls:
Aus tiefstem Herzen rufe ich nach eurem Schutz.[52] Und ich nehme Zuflucht zu Vajrapāṇi, vor dem die Boten des Todes
und alle, die uns bedrohen, weichen werden,
in Panik und in alle Richtungen fliehend.[53] In der Vergangenheit ignorierte ich eure Worte,
aber nun habe ich die Schrecken gesehen,
und so nehme ich euch als meine Zuflucht:
Vertreibt meine Ängste, rasch, so bete ich!
Mit den Versen 54 bis 65 führe die Kraft der Handlung als Gegenmittel aus:
[54] Da ich schon bei ganz gewöhnlichen Leiden
den weisen Rat des Arztes bang befolgen muss,
wie sehr erst dann, wenn ich beständig
von Verlangen und anderen Fehlern befallen bin.[55] Wenn einer schon allein uns ins Verderben führt,
uns alle hier in dieser Welt,
und sich kein anderes Mittel finden lässt,
um ihn zu heilen, nirgendwo,[56] Dann ist der Plan,
die Worte des allwissenden Arztes zu missachten,
die jegliches Gebrechen bannen,
vollkommene Verrücktheit, der Verachtung wert.[57] Wenn schon besondre Vorsicht nötig ist
an einem kleinen Abhang, nicht sehr hoch,
um wie viel mehr gilt dies, um jenen zu vermeiden,
der – lang von Dauer – tausend Meilen in die Tiefe stürzt?[58] Es macht keinen Sinn, sich zu entspannen und zu denken:
„Zumindest heute werde ich nicht sterben.“
Denn es ist sicher, eine Zeit wird kommen,
in der mein Leben enden wird.[59] Wer kann mich beruhigen? Wer weiß Bescheid?
Woher weiß ich, dass kein Grund zur Angst besteht?
Wenn ich zweifelsohne sterben muss,
wie kann ich gelassen bleiben?[60] Von meinen Erfahrungen der Vergangenheit,
was ist mir geblieben? Was habe ich noch?
Doch wie besessen an ihnen festhaltend
bin ich den Worten meines Lehrers nicht gefolgt.[61] So wie ich schließlich dieses Leben lassen muss,
so muss ich auch von Freunden und Verwandten Abschied nehmen.
Wenn ich mich allein begeben muss auf des Todes unsichere Reise,
was kümmern mich dann all die Feinde und Verbündeten?[62] Wie kann ich mich von Untugenden befreien,
der Quelle, aus der Leid entspringt?
Zu allen Zeiten, Tag und Nacht,
sollte allein das mich interessieren.[63] Was immer ich an Unrecht tat
in meiner Unwissenheit und Blindheit –
seien es schlichtweg negative Handlungen
oder Taten, verboten durch Gelübde,[64] Vor den Buddhas lege ich die Hände zusammen
und, zutiefst entsetzt angesichts der schlimmen Leiden, die noch kommen,
werfe ich mich auf den Boden nieder, wieder und wieder,
und bekenne all meine schädigenden Handlungen, ausnahmslos.[65] Ich bitte euch, die Anführer der ganzen Welt,
nehmt mich an sowie das Unheil, das ich tat.
Und mit den letzten beiden Zeilen von Vers 65 verpflichte dich der Kraft des Entschlusses, aus der Tiefe deines Herzens:
Und diese Handlungen, da sie unheilvoll sind,
verspreche ich, von nun an niemals wieder zu begehen.
Mitfreude
Kultiviere ein aufrichtiges Gefühl der Freude und feiere alle weltlichen und überweltlichen Quellen der Tugend sowie deren Früchte, während du diese Verse rezitierst:
[1] Freudig begrüße ich alle tugendhaften Taten,
die die Not der niederen Bereiche lindern,
und freue mich ebenfalls, wenn jene, die leiden,
Momente von Glück erleben.[2] Ich freue mich über gesammelte Tugend,
die die Ursache des Erwachens ist,
und feiere die letztendliche Befreiung
der Wesen aus Samsaras Qual.[3] Ich freue mich über das Erwachen der Buddhas
und über die Bhumis, von den Bodhisattvas erlangt.[4] Ich bin beglückt vom endlosen Meer der Tugend,
der edlen Intention von Bodhichitta,
dem Wunsch, das Glück der Wesen zu sichern,
und dem Verhalten, das allen Nutzen bringt.
Für den fünften Zweig, die Bitte, das Rad des Dharma zu drehen, den sechsten Zweig, die Bitte, nicht ins Nirvana einzugehen, sowie den siebten Zweig, die Widmung, rufe dir die Bedeutung der folgenden Worte in den Sinn:
[5] Nun lege ich meine Hände zusammen und bete
zu euch, den Buddhas aller Richtungen
Lasst die Lampe des Dharma auf uns scheinen,
die wir in der Dunkelheit der Verwirrung leiden![6] Meine Hände vor dem Herzen aneinandergelegt,
flehe ich alle Buddhas an, die sich nach Nirvāṇa sehnen:
Verlasst uns nicht, blind und ganz allein,
sondern bleibt bei uns, für zahllose Zeitalter![7] Durch jegliche Tugend, die ich erlangte
durch all diese Handlungen, hier ausgeführt,
möge die Not jedes lebenden Wesens
gänzlich beseitigt sein und niemals wiederkehren.[8] Für alle Wesen, von Leid geplagt in dieser Welt,
möge ich, bis ihre Krankheit geheilt,
ihr Arzt sein und ihre Medizin,
und möge ich sie gesund pflegen.[9] Möge ich mit einem Regen von Speisen und Getränken
das Leid an Hunger und Durst vertreiben
und in Zeiten von Mangel und Hungersnot
möge ich selbst als Nahrung und Trank erscheinen.[10] Für alle Wesen, die arm und mittellos sind,
möge ich ein Schatz sein, der nimmer versiegt,
ein Quell all dessen, wonach ihnen verlangt,
stets verfügbar und ganz nah.
iii. Geistestraining
Mit den Versen des Geistestrainings, beginnend mit Vers 11, übe deinen Geist, indem du – ohne jegliches Zögern – deinen eigenen Körper, deinen Besitz und all deine vergangene, gegenwärtige und zukünftige Tugend zum Wohle aller fühlenden Wesen widmest. Entwickle den tief empfundenen Wunsch, dass dies eine Ursache für das unübertroffene Wohlergehen der Wesen werden möge, überall, sowohl vorübergehend als auch letztendlich.
[11] Meinen Körper und alles, was ich besitze,
meine vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Tugenden –
all das widme ich, rückhaltlos,
um das Wohl der Wesen herbeizuführen.[12] Indem ich alles loslasse, werde ich Nirvana erlangen,
das Überwinden des Elends, nach dem ich trachte,
da somit alles aufgegeben werden muss,
ist es am besten, ich gebe es weg.[13] Diesen meinen Körper habe ich nun aufgegeben,
ganz und gar zum Wohle derer, die leben.
Lasst sie ihn töten, schlagen und misshandeln,
und damit tun, was ihnen beliebt.[14] Behandeln sie ihn wie ein Spielzeug,
als Ziel von Spott und Spaß,
da ich ihn weggegeben habe,
was sollte es mich ärgern?[15] Lasst sie mir antun, was ihnen beliebt,
solange es ihnen nicht schadet;
und sollte mich irgendjemand sehen,
möge es ihm nur zum Wohl gereichen.[16] Sollte mein Anblick in anderen
Gedanken des Zorns oder der Hingabe wecken,
so mögen solche Geisteszustände die Ursache sein,
ihr Begehren in alle Ewigkeit zu erfüllen.[17] Mögen jene, die mich direkt kränken
oder mir auf andere Weise schaden,
selbst jene, die mich im Geheimen schmähen,
das große Glück besitzen zu erwachen.[18] Möge ich ein Beschützer sein für jene, die schutzlos sind,
ein Wegweiser für alle, die reisen,
möge ich ein Boot werden, ein Floß oder eine Brücke
für alle, die wünschen, das Wasser zu überqueren.[19] Möge ich eine Insel sein für jene, die sich Land ersehnen,
und eine Lampe für jene mit dem Wunsch nach Licht,
möge ich ein Bett sein für jene, die Ruhe brauchen,
und ein Diener für alle, die in Nöten sind.[20] Möge ich ein Wunsch erfüllendes Juwel werden, eine Zaubervase,
ein kraftvolles Mantra, eine wundersame Medizin.
Möge ich ein Baum der Wunder sein, der jeden Wunsch gewährt,
und eine Kuh des Überflusses, die alle Welt ernährt.[21] So wie die Erde und andre große Elemente
und wie der Raum selbst, möge ich für immer bleiben,
um das Leben zahlloser Wesen zu unterstützen,
indem ich sie mit allem versorge, was ihnen fehlt.[22] Und ganz genauso, in allen Daseinsbereichen der Wesen,
so weit, wie der Raum selbst sich erstreckt,
möge ich eine Quelle sein für alles, was es zum Leben braucht,
bis die Wesen Saṃsāras Qual überwunden haben.
B. Main Part
Zweitens, was den Hauptteil betrifft, beginne, indem du die Buddhas und Bodhisattvas um ihre Aufmerksamkeit bittest:
All ihr Buddhas, die ihr in den zehn Richtungen weilt,
all ihr großen Bodhisattvas auf den zehn Ebenen,
all ihr großen Lehrer, ihr Vajra-Halter,
wendet euren Geist mir zu, darum bitte ich!
Dann legst du die Gelübde des Bestrebens und der Handlung gleichzeitig ab, indem du die folgenden Verse dreimal rezitierst:
[23] So wie die Sugatas früherer Zeiten
Bodhichitta erweckten
und sich Stufe für Stufe
im Handeln eines Bodhisattva übten,[24] Genau so will ich zum Wohle der Wesen
Bodhichitta erwecken
und mich ebenso fortschreitend
in diesen Disziplinen üben.
C. Abschluss
Mit den Versen 26 bis 33 kultiviere Freude über dich selbst, und mit Vers 34 kultiviere Freude über andere.
[26] Heute ist meine Geburt sinnvoll geworden,
ich habe glücklich ein menschliches Dasein erlangt.
Heute bin ich in die Familie der Buddhas geboren:
Ich bin ein Sohn oder eine Tochter der Buddhas geworden.[27] Von jetzt an werde ich, koste es, was es wolle,
so handeln, wie es meiner Familie entspricht.
Ich werde dieser
edlen, reinen Familie kein Makel sein.[28] So wie ein Blinder
in einem Haufen von Unrat zufällig auf ein unschätzbares Juwel stoßen mag,
so wurde durch eine glückliche Fügung
Bodhichitta in mir geboren.[29] Es ist der vollendete Nektar der Unsterblichkeit,
durch den der Herr des Todes bezwungen wird.
Es ist ein unerschöpflicher Schatz des Reichtums,
um die Armut aller Lebenden zu vertreiben.[30] Es ist die beste aller Medizin,
heilsam für alle Krankheit der Welt,
und der Baum, der allen Schatten spendet,
die müde umherirren auf den Pfaden der Existenz.[31] Es ist die universelle Brücke zur Freiheit,
die uns alle herausführt aus den niederen Bereichen.
Und es gleicht einem Mond, der im Geist aufgeht,
um die Leidenschaften aller Lebewesen zu kühlen.[32] Es ist die mächtige Sonne, deren Licht
die Dunkelheit der Unwissenheit in unserem Geist vertreibt.
Und es ist die allerreinste Art von Butter,
geschlagen aus der Milch des heiligen Dharma.[33] Für Wesen, die auf den Pfaden des Lebens reisen
und danach trachten, seine höchsten Freuden zu genießen,
wird dies ihre ewigen Wanderungen beschließen,
denn es gewährt ihnen die höchste Form von Glückseligkeit.[34] Heute, in Gegenwart aller Beschützer,
lade ich alle Wesen ein zu Sugataschaft
und, bis dahin, zu Freude und Glückseligkeit:
Mögen Götter, Asuras und andere sich daran erfreuen!
Anschließend kann ebenfalls das folgende Wunschgebet in einem Vers rezitiert werden:
Oh kostbares, erhabenes Bodhichitta,
möge es in jenen erwachen, in denen es noch nicht erwacht ist.
Möge es, wo es erwacht ist, niemals abnehmen,
sondern weiter und weiter anwachsen!
Damit ist der Abschnitt des Erweckens der Bodhichitta-Haltung im eigenen Geistesstrom abgeschlossen.
3. DIE PRAKTIKEN: WIE MAN DEM TRAINING EINES BODHISATTVA FOLGT
Sämtliche Bodhisattva-Praktiken sind in den sechs Paramitas enthalten und werden im Wesentlichen wie folgt definiert:
- Eine großzügige Haltung, die sich durch vier besondere Merkmale auszeichnet.
- Eine zurückhaltende Einstellung, die sich durch vier besondere Merkmale auszeichnet.
- Eine unerschütterliche Haltung, die sich durch vier besondere Merkmale auszeichnet.
- Eine enthusiastische Haltung, die sich durch vier besondere Merkmale auszeichnet.
- Ein unabgelenkter Zustand der Aufmerksamkeit, der sich durch vier besondere Merkmale auszeichnet.
- Eine präzise Unterscheidung von Dingen und Ereignissen, die sich durch vier besondere Merkmale auszeichnet.
Was sind diese vier besonderen Merkmale? Wie es heißt:
Großzügigkeit, in der zuwiderlaufende Faktoren nicht mehr vorhanden sind,
gekennzeichnet durch Weisheit, die nichtkonzeptuell ist,
erfüllt vollkommen alle Wünsche
und bringt alle Wesen zu den drei Stufen der Reife.
Die den Pāramitās zuwiderlaufenden Faktoren sind Geiz, unstete Disziplin, Wut, Faulheit, Ablenkung und fehlgeleitete Intelligenz.[5]
Die [Pāramitās] erfüllen die Wünsche der Wesen auf folgende vielfältige Weise:
- Großzügigkeit führt dazu, dass wir unseren Besitz weggeben und so weiter;
- Disziplin ist anderen eine Inspiration;
- Geduld hilft uns in nachteiligen Situationen;
- Eifer und Fleiß helfen uns zu tun, was getan werden muss;
- Konzentration führt zu wundersamen Fähigkeiten und übernatürlichen Wahrnehmungen, die andere inspirieren;
- und Weisheit gibt uns die Möglichkeit aufzuzeigen, was man sich aneignen und was man ablegen sollte.
Diese [Pāramitās] erfüllen alles, was man sich nur wünschen kann, und bringen Wesen zur Reife, direkt oder indirekt, indem sie sie zur Erleuchtung führen, sei es als Śrāvaka, Pratyekabuddha oder vollständig erleuchteter Buddha.
Wie man diese Pāramitās in die Praxis des Geistestrainings einfließen lässt
1. Die Pāramitā der Großzügigkeit
Als Erstes übt man sich in Großzügigkeit, und zwar indem man über die Nachteile reflektiert, seinen Körper, seine Besitztümer und seine Tugenden der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht weggeben zu wollen, und dann über den Nutzen daraus, sie tatsächlich wegzugeben, und auch über die Gründe, warum man sie weggeben muss und so weiter.
2. Die Pāramitā der Disziplin
Als Zweites, im Zusammenhang mit Disziplin, folgt eine Erklärung zu 1) den Mitteln, um Disziplin zu halten, und dann 2) wie man mithilfe dieser Mittel Disziplin hält.
1. Die Mittel, um Disziplin zu halten
Die Mittel, um Disziplin zu halten, sind:
- Gewissenhaftigkeit (tib. ba yö), das heißt, mit größter Sorgfalt darauf zu achten, was man sich aneignen und was man vermeiden sollte,
- Achtsamkeit (tib. drenpa), das heißt, nicht zu vergessen, was man sich aneignen und was man ablegen soll,
- und Wachsamkeit (tib. she shyin), was bedeutet, beständig den Zustand unseres Körpers, unserer Sprache und unseres Geistes zu überprüfen.
2. Wie man mithilfe dieser Mittel Disziplin hält
Erstens verlieren wir durch Achtsamkeit nicht aus den Augen, was wir annehmen und was wir aufgeben sollten. Weil wir zweitens beständig den Zustand unseres Körpers, unserer Sprache und unseres Geistes mit Wachsamkeit überprüfen, sind wir uns jeder Gelegenheit bewusst, in der wir versucht sind, etwas Tugendhaftes zu vermeiden oder etwas Negatives zu tun. Zu diesem Anlass rufen wir uns aufgrund unserer Gewissenhaftigkeit die Nützlichkeit von tugendhaften Handlungen vor Augen und führen sie aus oder erinnern uns an die Nachteile von negativem Verhalten und unheilsamen Handlungen und unterlassen diese.
Da die grundlegende Ursache für all dies ein zuversichtliches Vertrauen in die Wirksamkeit von Karma ist, sollten wir den verlässlichen Aussagen der siegreichen Buddhas folgen und Vertrauen entwickeln. Wir müssen eine tiefe Überzeugung von Saṃsāras Leidensnatur in uns wachrufen, indem wir darüber nachdenken, dass unsere negativen Handlungen mit Sicherheit zu leidvollen Wiedergeburten führen werden und dass wir, wenn wir einmal in diesen unglücklichen Zuständen geboren sind, ein derartiges Leid erleben werden, dass wir noch nicht einmal unser eigenes Wohlergehen sichern können, geschweige denn, anderen von Nutzen zu sein!
Es gibt viele Kategorien von Disziplin, die es aufrechtzuerhalten gilt, doch die drei grundlegenden Dinge, die man unterlassen muss und die dem Bodhichitta des Bestrebens zuwiderlaufen, sind:
- fühlende Wesen im Geiste im Stich zu lassen,
- die Einstellung eines Śrāvaka oder Pratyekabuddha zu entwickeln,
- und die vier unreinen Praktiken.
Die vier unreinen Praktiken werden im folgenden Vers erwähnt:
Jene zu täuschen, die Verehrung verdienen, unangebrachtes Bedauern,
große Wesen zu kritisieren und Betrug am gewöhnlichen Volk –
gib diese vier unreinen Praktiken auf und mache dir ihr Gegenteil zu Eigen, die vier reinen Dharmas.
Die günstigen Faktoren (für das Bodhichitta des Bestrebens) sind:
- ein von Herzen kommendes Bestreben nach dem Resultat des vollkommenen Erwachens und dessen Ursache, erleuchteter Handlungsweise,
- Mitfreude und tief empfundene Wertschätzung für alles Gute, das andere tun,
- Widmung all dieser grundlegenden Tugenden für die vollständige Erleuchtung zum Wohle der anderen.
Wir müssen uns diese drei Mahāyāna-Meditationen zu Herzen nehmen.
Über die Faktoren, die unvereinbar mit dem Bodhichitta der Handlung sind, wird allgemein gesagt: Man muss aufhören, anderen Leid zuzufügen, und man muss die Grundlage dafür aufgeben. Speziell und mit größter Sorgfalt muss man sich vor den schwerwiegendsten Fehlern hüten, wie etwas zu stehlen, das den drei Juwelen gehört, einen Bodhisattva zu verleumden oder das Dharma aufzugeben, so wie man alles nur Erdenkliche tun würde, um sein eigenes Leben zu schützen.
Was die unterstützenden Faktoren betrifft, sollten wir nicht versäumen, selbst die geringste positive Tat auszuführen, und sicherstellen, dass wir mit den drei edlen Prinzipien praktizieren.
3. Die Pāramitā der Geduld
Es gibt die verschiedensten Situationen, die uns Geduld abverlangen, angefangen mit den folgenden vier:
Wenn uns jemand geringschätzig behandelt,
in barschem Ton mit uns spricht,
hinter unserem Rücken schlecht über uns redet
oder uns Leid zufügt.
Und gleichermaßen, wenn diese vier unserem Lehrer oder unseren Freunden und Verwandten angetan werden.
Oder:
Wenn unsere Feinde und Kontrahenten Vergnügen und Wohlbefinden erleben,
wenn man sie anerkennt und ehrt,
sie lobt und preist
oder andere Gutes über sie sagen.
Darüber hinaus gibt es auch Situationen, in denen ihr Gegenteil, die zwölf wünschenswerten Umstände, am Entstehen gehindert werden, was zusammen vierundzwanzig Gelegenheiten ergibt, in denen wir Geduld praktizieren können.
Wenn derartige Ereignisse eintreten, müssen wir vermeiden, uns von ihnen selbst oder dem Leid, das sie mit sich bringen, entmutigen zu lassen, und stattdessen das Leid akzeptieren. Wir dürfen nicht wütend werden auf jene, die darin verwickelt sind, sondern sollten das Leid, das sie uns zufügen, nicht beachten und stattdessen den Geist in Meditation über die Realität tiefgründiger Leerheit zur Ruhe kommen lassen.
Multiplizieren wir jede Gelegenheit auf diese Weise weitere drei Male, kommen wir zu zweiundsiebzig Arten, uns in Geduld zu üben.
Es gibt drei Gründe, Leid zu akzeptieren:[6]
- Leid bringt uns dazu, Entsagung für Samsāra zu entwickeln, Mitgefühl für andere fühlende Wesen zu entfalten sowie den Wunsch, positiv zu handeln und negative Taten aufzugeben. Wir sollten es also in dem Wissen akzeptieren, dass es uns zu tugendhaften Handlungen anspornt.
- Leid kann unsere negativen Handlungen erschöpfen, daher sollten wir es akzeptieren, indem wir es als einen Besen verstehen, der unsere Missetaten davonfegt.
- Leid bändigt unseren Stolz, nimmt uns den Stachel des Neids, überwindet die Kraft von Begierde und Anhaftung und führt uns zur Vollendung. Wir sollten es also akzeptieren, indem wir erkennen, dass es unseren Geist verbessert.
Die Geduld, das Leid, das andere uns zufügen, nicht zu beachten, kann mithilfe der folgenden drei Gedankengänge entwickelt werden:
- Indem wir jene, die uns Leid zufügen, als Objekte unseres Mitgefühls sehen: Wenn wir bedenken, dass verblendete fühlende Wesen unter dem Einfluss ihrer störenden Emotionen sogar sich selbst Leid zufügen, ist es da verwunderlich, dass sie mit anderen dasselbe tun?
- Indem wir alle Schuld uns selbst zuschreiben: Bedenke, dass alles Leid, dass uns jetzt zugefügt wird, aus unserem eigenen Karma entstanden sein muss und daraus, wie wir uns in der gegenwärtigen Situation verhalten.
- Indem wir bedenken, dass wir nur mithilfe unserer Feinde das Verdienst daraus erhalten können, dass wir uns in Geduld üben, was wiederum zu einer Unterstützung für Bodhisattva-Aktivität wird. Auf diese Weise können wir Feinde als Freunde betrachten, die uns tatsächlich Nutzen bringen.
Wir können Geduld entwickeln, indem wir die tiefgründigen Lehren mit Bestimmtheit auf folgende drei Weisen kontemplieren: 1. Die letztendliche Wahrheit der Leerheit bedenkend, jenseits aller konzeptuellen Ausführlichkeiten, können wir Geduld üben, indem wir darüber reflektieren, wie sowohl dem Leid, das uns zugefügt wird, als auch demjenigen, der uns das Leid zufügt, jegliche tatsächliche Realität fehlt. 2. Die relative Wahrheit der magischen gegenseitigen Abhängigkeit bedenkend können wir Geduld üben, indem wir erkennen, wie weder derjenige, der das Leid zufügt, noch das Leid selbst unabhängig für sich selbst stehen. 3. Die untrennbare Einheit der Natur des Geistes bedenkend können wir Geduld üben, indem wir unsere Wut als rein und ohne Grundlage oder Ursprung erkennen.
4. Die Pāramitā des Eifers
Darin gibt es zwei Abschnitte: i) das Überwinden von Faktoren, die mit Eifer bzw. Fleiß unvereinbar sind, das heißt die drei Arten von Faulheit, und ii) das Entwickeln von förderlichen Faktoren, das heißt die sechs Kräfte.
i. Das Überwinden von unvereinbaren Faktoren
- Vorwärts getrieben vom Haken der Vergänglichkeit können wir die Faulheit der Untätigkeit überwinden.
- Die Faulheit der Anhaftung an negatives Verhalten kann durch den Gedanken an die Freuden des heiligen Dharma überwunden werden.
- Die Faulheit der Selbstentmutigung kann überwunden werden, indem wir uns Mut zusprechen und unsere Selbstsicherheit stärken.
ii. Das Entwickeln von förderlichen Faktoren
[1] Die Vorbereitung, die Kraft des Bestrebens, ist der Wunsch und das Bestreben, das Dharma zu praktizieren, entstanden aus der Reflexion über die Vorteile positiver und die Nachteile negativer Handlungen.
[2]. Der Hauptteil, die Kraft des Selbstvertrauens, ist eine von Herzen kommende, starke und stabile Verpflichtung, die sicherstellt, dass eine begonnene positive Handlung zum Abschluss gebracht wird. Dies hat drei Aspekte:
a) Der erste ist das Selbstvertrauen in Bezug auf Handlung. Nehmen wir das Beispiel der Sonne, die über der Erde aufgeht: Dies verbildlicht, wie wir vermeiden sollten, Hindernissen zum Opfer zu fallen oder uns von Umständen beeinflussen zu lassen. Nehmen wir das Beispiel der Sonne, die allein ihre Bahnen zieht: Dies verbildlicht, wie wir die Kräfte des Mara allein besiegen sollten, ohne uns auf andere zu stützen, und dadurch vollkommene Erleuchtung erlangen. Als Letztes, wie im Beispiel der Sonne, die ihr Licht auf die gesamte Welt scheinen lässt, können wir mit dem Segen der Weisheit, dem Mitgefühl und den Wünschen der Bodhisattvas selbst das Leben von Wesen unterstützen. Mit anderen Worten, wir streben ernsthaft danach, zum Wohl der Wesen beizutragen, überall, in der ganzen Unendlichkeit des Raums.
b) Das Selbstvertrauen in Bezug auf Fähigkeit bedeutet, uns als überdurchschnittlich fähig zu betrachten und zu geloben, uns keine Entgleisungen zu erlauben, seien sie groß oder klein.
c) Selbstvertrauen angesichts negativer Emotionen bedeutet, negative Emotionen als unwesentlich zu betrachten und Widrigkeiten unbeachtet zu lassen.
[3] Die Kraft besonderer Freude bedeutet, Positives mit freudigem Enthusiasmus auszuführen, doch ohne jegliche Erwartung eines positiven Ergebnisses, und uns über alles Gute, das wir tun, zu freuen.
[4] Die Kraft der Besonnenheit bedeutet, Hindernisse auszuräumen, indem wir uns eine Weile ausruhen, wenn wir körperlich müde oder entmutigt sind, um kurz darauf mit frischem Elan weiterzumachen.
[5] Die Kraft der Bereitwilligkeit bedeutet, das zu überwinden, was es aufzugeben gilt, und uns der Überwindung unserer störenden Emotionen zu widmen, indem wir Achtsamkeit und Wachsamkeit anwenden.
[6] Die Kraft der Meisterschaft bedeutet, uns in allen Disziplinen zu üben, uns an den Rat über Gewissenhaftigkeit zu erinnern und unseren Körper, unsere Sprache und unseren Geist unter Kontrolle zu halten.
5. Die Pāramitā der meditativen Konzentration
Dies hat zwei Teile: i) Faktoren aufzugeben, die für die Konzentration nicht förderlich sind, und ii) mit den Objekten der Shamatha-Meditation zu arbeiten.
i. Widrige Faktoren aufgeben
Im ersten Teil, dem Aufgeben widriger Faktoren, gibt es zwei Unterabschnitte: a) weltliche Anliegen aufgeben und b) diskursive Gedanken fallen lassen.
a) Weltliche Anliegen aufgeben
Was den Verzicht auf weltliche Anliegen betrifft: Unser Geist wird nie in einem Zustand einsgerichteter Versenkung zur Ruhe kommen, solange er unter dem Einfluss der Anhaftung an Eltern, Verwandte und Freunde oder Bedienstete steht. Wir müssen also all unsere gewohnte Sorge und Geschäftigkeit aufgeben und allein an einem abgeschiedenen Ort verweilen, der für die Meditation geeignet ist.
Hängt man an Lohn und Anerkennung, Lob und gutem Ruf oder unbedeutenden Alltagszwängen und geht ihnen nach, wird dies den authentischen Pfad nur blockieren; daher müssen wir jegliche Erwartungen und Befürchtungen hinsichtlich derartiger Dinge aufgeben und uns darin üben, mit dem zufrieden zu sein, was uns das Leben beschert.
b) Diskursive Gedanken aufgeben
Selbst wenn wir uns an einem abgeschiedenen Ort befinden und nicht sonderlich nach Besitz oder Ähnlichem streben, kann, wenn unser Geist der Macht des Begehrens verfällt, ein echter Zustand meditativer Konzentration nicht in uns entstehen, und unserem Geist wird es nicht gelingen, in einem Zustand der Versenkung zu ruhen. Daher müssen wir begehrliche Gedanken aufgeben. Speziell um die besonderen, höheren Stufen der Konzentration zu erlangen, ist es außerordentlich wichtig, unsere Gedanken von der Anhaftung an begehrenswerte Dinge abzuwenden, daher sollten wir unseren Geist mit Bestimmtheit davon abhalten, sich nach Mitgliedern des anderen Geschlechts zu verzehren, indem wir über die Ursache reflektieren, die Tatsache, dass sie nicht leicht zu erobern sind, über ihre Natur, die unrein ist, und das Resultat, das viel Leid beinhaltet und so weiter.
Darüber hinaus müssen wir verstehen, dass die acht weltlichen Belange und alle Gedanken an das jetzige Leben unsere wahren Feinde sind. Wir müssen daher mit einiger Ausführlichkeit über die Probleme reflektieren, die von negativen Gedanken des Begehrens verursacht werden, ein Gefühl von innerer Würde entwickeln und uns von Herzen darum bemühen, diese Gedanken zu unterlassen, wie häufig sie sich auch regen mögen.
ii. Sich auf die Objekte der Praxis ausrichten
Was die Hauptpraxis der meditativen Konzentration betrifft, so gibt es viele Meditationsmethoden, doch hier besteht die Praxis darin, Bodhichitta zu entwickeln. Dies hat zwei Aspekte: a) die Meditation darüber, andere mit uns gleichzusetzen, b) die Meditation des Austauschs von sich selbst und anderen.
a) Andere mit uns gleichsetzen
Wir müssen erkennen, wie unvernünftig es ist, dass wir uns nur um uns selbst und nicht um andere kümmern, da wir und andere uns gleich sind in dem, dass wir glücklich sein und kein Leid erleben möchten. Meditiere daher über die Gleichheit von dir selbst und anderen.
Wie es heißt:
Der Gedanke der Gleichheit von uns selbst und anderen
muss zu Beginn mit Anstrengung kultiviert werden.
Da wir uns alle gleich sind in Bezug auf Glück und Leid, sollten wir andere genauso wichtig nehmen wie uns selbst.[7]
Wie es hier heißt, sollten wir zu Beginn über das Bodhichitta des Gleichsetzens von sich selbst und anderen meditieren. Das wird auf folgende Weise getan:
Fühlende Wesen sind so unermesslich wie der Raum selbst, und doch gibt es kein einziges, das nicht unser eigener Vater oder unsere eigene Mutter oder ein teurer Freund gewesen ist. Wie der Meister Nagarjuna sagte:
Wäre jede Mutter in der Reihe von Müttern
eine Kugel von der Größe einer Wacholderbeere,
könnte die gesamte Erde ihre Zahl nicht fassen.[8]
Mit derartigen Zitaten und durch logische Argumentation können wir zu dem Schluss kommen, dass alle fühlenden Wesen unsere nahen Verwandten waren.
Wann immer wir glücklich sind, können wir aus tiefstem Herzen folgenden Gedanken entwickeln: „Mögen alle Wesen derartiges Glück und seine Ursachen finden!“ Und auf ähnliche Weise können wir, wann immer wir Leid erleben, den folgenden Wunsch aus unserem tiefsten Innern entwickeln: „Mögen ich und alle Wesen frei sein von Leid und seinen Ursachen!“
An diesem Punkt kann es geschehen, dass ein Hindernis in unseren Gedanken entsteht: Wir könnten eine Śrāvaka -Haltung entwickeln und denken: „Ich werde mein eigenes Leid beseitigen, ohne etwas von anderen zu erwarten, aber ich werde nicht daran arbeiten, das Leid der anderen zu beseitigen.“ Doch wie es in der Einführung in den Weg des Bodhisattva heißt:
Warum sollte ich mich vor zukünftigem Schmerz schützen,
wenn er mir jetzt kein Leid zufügt? (VIII, 97)
Wie es heißt, warum bemühen wir uns so um Gesundheit, Nahrung, Kleidung und so weiter für die Zukunft? Wir hören tatsächlich jeden Moment auf, und im nächsten Moment werden wir ein „anderer“. An diesem Punkt denken wir vielleicht aufgrund der Gewohnheit der Ignoranz, dass der Zukünftige auch wir sind, doch das wäre einfach nur Verblendung. Es ist genau, wie es in der Einführung in den Weg des Bodhisattva heißt:
„Doch ich werde derjenige sein, der leidet“,
sagst du, doch es ist falsch, auf diese Art zu denken.
Dies „Ich“ wird alsbald aufhören zu sein,
und später wird ein anderer geboren werden. (VIII, 98)
Törichte Menschen denken zum Beispiel: „Dies sind die Stromschnellen, in denen ich letztes Jahr meinen Mantel verloren habe“, oder „Dies ist der Fluss, den ich gestern überquert habe“; doch das Wasser des vergangenen Jahres, das den Mantel mit sich gerissen hat, ist ein „anderes“ als das Wasser der Gegenwart, und das gestern durchwatete Wasser ist ihm auch nicht gleich. Auf genau die gleiche Weise ist weder der Geist der Vergangenheit noch der zukünftige Geist „wir“, sondern etwas anderes.
An diesem Punkt denken wir vielleicht: „Nun gut, der zukünftige Geist ist nicht das jetzige „Ich“, doch er ist eine Fortsetzung meines Geistes, also werde ich für mein eigenes Wohl arbeiten!“ In diesem Fall sollten wir für das Wohl der anderen mit der Vorstellung arbeiten, dass fühlende Wesen, auch wenn sie nicht wir sind, unsere fühlenden Wesen sind.
Wenn wir denken: „Jeder sollte für sein eigenes Wohlergehen arbeiten, genau wie er oder sie sich den Schnee vom eigenen Kopf schütteln würde,[9] es ist jedoch nicht möglich, dass jeder dem anderen hilft“, dann sollten wir über Folgendes aus der Einführung in den Weg des Bodhisattva nachdenken:
Der Schmerz im Fuß ist nicht der Schmerz der Hand,
wieso schützt dann die eine den anderen? (VIII, 99)
Wie es heißt, warum zieht die Hand den schmerzenden Dorn aus dem Fuß? Das gleiche gilt für die Hand und den Staub im Auge oder Eltern, die ihrem Sohn helfen, oder die Hand, die Nahrung in den Mund steckt. Man müsste daraus schließen, dass sie dies alle zu ihrem eigenen Nutzen tun.
Kurz gesagt, gäbe es keine Zusammenarbeit, bei der jeder zum Wohl der anderen arbeitet, sondern würde jeder nur in seinem eigenen Interesse agieren, wäre es äußerst schwierig, je etwas zu erreichen. Mit diesem Verständnis sollten wir daher zum Wohle der fühlenden Wesen arbeiten.
b) Sich selbst und andere austauschen
Als Zweites folgt die Meditation über das Bodhichitta des Austauschens von sich selbst mit anderen.
In der Einführung in den Weg des Bodhisattva heißt es:
Gebe ich mein Glück nicht fort,
im Austausch gegen andrer Leid,
wird Buddhaschaft unerreichbar bleiben
und selbst in Samsara werd’ ich keine Freude finden. (VIII, 131)
Wie es heißt, müssen wir unser eigenes Glück an andere fühlende Wesen abgeben und ihr Leid auf uns nehmen. Was die Visualisation betrifft, steht dort auch:
Versetze dich selbst in die Lage eines Unterlegenen und so weiter;
dann betrachte dich selbst, als wärest du jemand anderes,
und mit einem Geist frei von jedem anderen Gedanken
kultiviere Gefühle wie Neid, Rivalität und Stolz. (VIII, 140)
Die Bedeutung dessen ist die Folgende:
In der ersten Meditation ist der „andere“ jemand in einer geringeren Stellung als wir, und wir sind für denjenigen jemand von besserem Stand. Aus dem Blickwinkel des weniger begünstigten anderen versuchen wir, auf unser besser gestelltes Selbst neidisch zu sein. Wenn wir diese Meditation beendet haben, wird das folgende Gefühl entstehen:
„Schau, wie selbst in einer derartigen Praxis, wenn ich der besser Gestellte bin und andere geringer sind, das Gefühl von Neid ein solches Leid verursacht! Welchen Sinn macht es, andere zu beneiden?“ Damit wird dein Neid abklingen. Auf ähnliche Weise gibt es eine Meditation der Rivalität, in der man sich auf die fokussiert, die einem gleichgestellt sind. Darin versetzen wir uns in die Lage eines „anderen“ von ähnlichem Status wie wir selbst und betrachten uns aus dessen Perspektive als einen Kontrahenten. Dann entwickeln wir, als der andere, aus allen nur möglichen Blickwinkeln eine Konkurrenzhaltung uns selbst gegenüber. Wenn wir mit dieser Meditation aufhören, wird das folgende Gefühl entstehen:
„Wenn das Gefühl, mich selbst als Feind zu sehen, und der Gedanke an die Arglist und die Konkurrenz der anderen ein solches Leid verursacht, welchen Sinn macht es dann, anderen Unglück zu wünschen und sich als Rivalen zu verstehen?“ Damit wird sich Rivalität ganz von selbst legen.
Dann gibt es nach demselben Prinzip die Praxis des Entwickelns von Stolz, in der wir uns in einer geringeren Stellung befinden, und der andere ist uns übergeordnet. Als der besser gestellte andere entwickeln wir ein Gefühl von Stolz, das auf unserer besser gestellten Familie, besseren Bildung und so weiter basiert. Am Ende der Meditation werden wir überlegen: „Wenn ich bedenke, wie die Arroganz, die andere mir gegenüber spüren, ein solches Leid bewirkt, welchen Sinn macht es, Arroganz gegenüber anderen zu spüren?“ Damit wird sich unsere Arroganz ganz von selbst legen.
Wir können dies praktizieren, indem wir den detaillierten Beschreibungen folgen, die in der Einführung in den Weg des Bodhisattva selbst zu finden sind.
Sind wir zu diesen Meditationen nicht in der Lage und möchten eine kurze Form der Praxis machen, können wir über folgendes Zitat aus der Kostbaren Girlande nachdenken:
Mögen ihre Untaten in mir zur Reife kommen,
und mögen all meine tugendhaften Taten in ihnen reifen.
So lange auch nur ein fühlendes Wesen
irgendwo noch nicht befreit ist,
möge ich zum Wohle dieses Wesens verweilen,
selbst wenn ich unübertreffliche Erleuchtung erlangt habe.
Würde das Verdienst dieser Worte
Form annehmen, könnten
Welten so zahlreich
wie die Sandkörner im Ganges sie nicht fassen.
Dies wurde vom Buddha dargelegt
und wird auch durch Beweisführung klar.[10]
Und in der Einführung in den Weg des Bodhisattva heißt es:
Möge das Leid der fühlenden Wesen
einzig in mir zur Reife kommen.
Und möge die Bodhisattva-Sangha
das Glück von allen bewirken. (X, 56)
Wir können über die Bedeutung dieser Zitate meditieren und sie sogar laut rezitieren, wenn wir möchten. Diese Meditationsweise darüber, sich mit anderen gleichzusetzen und sich gegen sie auszutauschen, ähnelt den Methoden, die sich in den Schriften Sakya Panditas finden. Obgleich sie sich leicht von dem unterscheidet, was wir in den meisten Kommentaren finden, können.
6. Die Pāramitā der Weisheit
Weisheit wird erst identifiziert und dann auf das Thema der Ichlosigkeit angewendet.
i. Weisheit identifizieren
Weisheit wird erst identifiziert und dann auf das Thema der Ichlosigkeit angewendet.
ii. Das Anwenden der Weisheit auf Ichlosigkeit
Als Zweites wird diese Weisheit auf das Thema der Ichlosigkeit angewendet. Darin gibt es zwei Meditationen: eine über die Ichlosigkeit des Individuums und eine über die Abwesenheit eines „Ich“ in Phänomenen.
Ichlosigkeit des Individuums
In der ersten stellen wir uns vor, wie törichte Menschen denjenigen, der karmische Handlungen ansammelt und ihre Resultate erfährt, als „Ich“ bezeichnen, als ein Individuum, eine Person oder ein fühlendes Wesen. Wir müssen uns fragen, ob sich derartige Bezeichnungen auf den Körper, die Sprache und den Geist oder auf etwas anderes beziehen? Auf etwas Belebtes oder etwas Unbelebtes? Auf etwas Beständiges oder Unbeständiges? Und so weiter.
Durch eine derartige Untersuchung werden wir zu dem Schluss kommen, dass wir zwar an einem „Ich“ festhalten, wo es kein Ich gibt, und an einem „anderen“, wo es kein anderes gibt, dass dies aber der Kraft der geistigen Verblendung zuzuschreiben ist und dass es in Wirklichkeit keinerlei „Ich“ oder ein „fühlendes Wesen“ gibt, das aus sich heraus vorhanden wäre.
Die Abwesenheit eines „Ich“ in Phänomenen
Als Zweites, in Bezug auf die Ichlosigkeit der Phänomene, gibt es die vier Anwendung der Achtsamkeit.
i) Anwendung der Achtsamkeit auf den Körper
Alle Phänomene der Erscheinung und Existenz – Samsara und Nirvana – sind lediglich Erscheinungen, die sich in unserem eigenen Geist erheben, und besitzen nicht die geringste Existenz außer der, die wir ihnen in unserem eigenen Geist beimessen. Genau dieser Geist hängt wiederum vom Körper ab, und daher sollten wir den physischen Körper untersuchen, indem wir uns Fragen stellen, wie:
- Ist das, was wir den „Körper“ nennen, dasselbe oder etwas anderes als die Gesamtheit seiner Einzelteile?
- Wo hat der Körper seinen Ursprung?
- Wo verweilt er?
- Wohin geht er am Ende?
Schließlich sollten wir ausgewogen in der Meditation über die Unwirklichkeit des Körpers ruhen.
Wann immer wir physisches Verlangen oder Anhaftung verspüren, sollten wir über die Unreinheit und das „Illusionshafte“ unseres eigenen Körpers und des Körpers der anderen meditieren, und so werden wir unsere Anhaftung an den physischen Körper überwinden.
ii) Anwendung der Achtsamkeit auf Empfindungen
Empfindungen von Genuss und Schmerz sind die Basis für negative Geisteszustände wie Verlangen und Anhaftung, daher müssen wir untersuchen, ob sie dasselbe wie der Geist sind oder sich von ihm unterscheiden und so weiter. Meditiere über die Unwirklichkeit von Empfindungen und denke darüber nach, wie alle anderen [d.h. neutralen] Empfindungen[11] letztlich Leid sind, ohne jegliche Essenz und so weiter.
iii) Anwendung der Achtsamkeit auf den Geist
Betrachte den Geist, der aus den „sechs Ansammlungen von Bewusstsein“ besteht, und untersuche, ob dieser Bewusstseinsstrom, der in verschiedenen Aspekten erscheint – in früheren und späteren Momenten, positiven und negativen Zuständen und so fort – eine einzige Sache ist oder mehrere unterschiedliche Dinge. Erwäge, ob all diese verschiedenen Geisteszustände, die sich einstellen – Sympathie und Antipathie, Vertrauen und mangelndes Vertrauen, Zustände, die mit dem Dharma in Einklang sind, und solche, die es nicht sind, Glücksgefühle und Traurigkeit, Anhaftung und Abneigung und so weiter – dasselbe sind oder etwas anderes. Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass sie eins sind, sollten wir überlegen, was die Ursache dafür sein könnte, dass ein einziger Geist auf verschiedene Weisen erscheint, zum Beispiel als glücklich, traurig, begehrlich, wütend und so weiter. Wenn wir meinen, dass diese Zustände aufgrund vorübergehender Umstände entstehen, sollten wir überlegen, wie der Geist in seiner Essenz ist, wenn er nicht im Geringsten von Bedingungen beeinflusst und mit keinerlei Objekt in Kontakt ist. Ist er existent? Oder ist er nicht-existent? Ist er dauerhaft?
iv) Anwendung von Achtsamkeit auf die Phänomene
Erkenne mit Gewissheit, dass neben Körper, Empfindungen und Geist alle Phänomene – alles, was in den drei Kategorien von Wahrnehmungen, Bildekräften und dem Nichtbedingten erfasst ist – ebenfalls aufgrund der gegenseitigen Abhängigkeit von Ursachen und Bedingungen entstehen und daher keinerlei wahre Realität besitzen. Erkenne sie einfach als Leerheit jenseits jeder Art von konzeptueller Ausführlichkeit.
4. DAS RESULTAT DERARTIGER PRAXIS
Indem wir das Relative als bloße Entfaltung sehen, wie eine magische Illusion oder die Erfahrungen in einem Traum, werden wir uns in umfangreichen erleuchteten Aktivitäten üben, in denen die sieben Arten von Anhaftung[12] aufgegeben werden. Und mit dem Verständnis, dass auf der letztendlichen Ebene allen Dingen und Ereignissen selbst das allerkleinste Bisschen an wahrer Existenz fehlt, werden wir uns diese Praxis zu Herzen nehmen, ohne Anhaftung an irgendetwas zu entwickeln.
Möge das Dharma, die einzige Kur des Leids
und die Quelle allen wahren Glücks,
allzeit geschätzt und respektiert werden
und bis in die ferne Zukunft bestehen! [13]
Dies wurde vom zerlumpten Abu gesprochen.
Möge alles tugendhaft und Glück verheißend sein!
| Englische Übersetzung Adam Pearcey, 2004. Überarbeitet August 2007 & 2019 (mit Dank an Ane Tsöndrü). Deutsche Übersetzung Erika Bachhuber und Karin Behrendt 2004 & 2021. Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Zam.
Literatur
Tibetische Ausgabe
o rgyan 'jigs med chos kyi dbang po. „byang chub sems dpa'i spyod pa la 'jug pa'i sgom rim rab gsal nyi ma/“ in gsung 'bum/_o rgyan 'jigs med chos kyi dbang po. TBRC W1PD107142. 8 Bände. khreng tu'u: si khron dpe skrun tshogs pa/ si khron mi rigs dpe skrun khang, 2009, Band 3: 174–195.
Weitere Quellen
Englisch:
Bachelor, Stephen, Übersetzer, A Guide to the Bodhisattva's Way of Life. Dharamsala: Library of Tibetan Works and Archives, 1979.
Crosby, Kate and Andrew Skilton, trans. The Bodhicaryāvatāra. Oxford: Oxford University Press, 1996.
Dalai Lama, H. H. A Flash of Lightning in the Dark of Night: A Guide to the Bodhisattva's Way of Life. Boston & London: Shambhala Publications, 1994.
Hopkins, Jeffrey. Buddhist Advice for Living and Liberation: Nagarjuna's Precious Garland. Ithaca, NY: Snow Lion Publications, 1998.
Shantideva. The Way of the Bodhisattva. Übersetzt von Padmakara Translation Group. Überarbeitete Ausgabe. Boston & London: Shambhala Publications, 2006.
Wallace, Vesna and Alan Wallace, trans. A Guide to the Bodhisattva Way of Life. Ithaca, NY: Snow Lion Publications, 1996.
Deutsch:
Shantideva: Anleitungen auf dem Weg zur Glückseligkeit, O.W. Barth, 2005
Shantideva: Der Eintritt in das Leben zur Erleuchtung. Übersetzt von E. Steinkellner. Düsseldorf, Köln: Diederichs, 1981.
Version: 1.1-20210720
-
Bodhicaryāvatāra, I, 1. ↩
-
Abhisamayālaṃkāra, I, 18. ↩
-
Patrul Rinpoche setzt voraus, dass seine Leserschaft mit der Bodhicharyavatara vertraut ist oder diese zusammen mit seinem Text liest. Wann immer er Shantidevas Werk zitiert, gibt er nur die ersten Silben eines Verses wider. Für diese Übersetzung geben wir die Verse jedoch in voller Länge wieder. ↩
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Die acht Arten von Opfergaben sind zum einen reale Dinge, darunter 1) die eigenen Besitztümer, 2) Dinge, die niemandem gehören und 3) der eigene Körper, und zum anderen Opfergaben, die man in der Vorstellung erschafft, darunter 4) ein rituelles Bad, 5) angenehme Substanzen, 6) Opfergaben, verfertigt durch die Kraft des Bestrebens, 7) unübertroffene Opfergaben und 8) melodiöser Lobgesang. ↩
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Für ein falsches Benutzen unsere Intelligenz gibt Alak Zenkar Rinpoche folgendes Beispiel: Wenn wir darüber reflektieren, wie alle fühlenden Wesen in der Vergangenheit unsere Väter und Mütter waren und zu dem Schluss kommen, dass uns alle Wesen in der Vergangenheit Leid zugefügt haben und daher unsere Feinde sind, haben wir unsere Intelligenz falsch eingesetzt. ↩
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Diese Gründe werden in der Bodhicaryāvatāra, VI, 21 angeführt. ↩
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Bodhicaryāvatāra, VIII, 90. ↩
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Suhṛllekha, Vers 68. ↩
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Alak Zenkar Rinpoche sagt, eine moderne Analogie für dieses Beispiel sei, die eigene Auffahrt vom Schnee zu befreien, aber nicht die der anderen. ↩
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Eine alternative [englische] Übersetzung findet sich bei J. Hopkins, Buddhist Advice for Living and Liberation, Snow Lion, S. 162. ↩
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Gemäß Alak Zenkar Rinpoche sind damit neutrale Empfindungen gemeint. Im weitesten Sinne sind auch sie Leid, weil sie in die Kategorie des alles durchdringenden Leids bedingter Existenz fallen. ↩
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Gemäß Arya Asangas Kommentar zur Mahāyānasūtrālaṃkāra, wo sie in Zusammenhang mit der Pāramitā der Großzügigkeit erklärt werden, sind die sieben Arten der Anhaftung folgende: 1) Anhaftung an Besitztümer, 2) Aufschieben der Praxis, 3) mit nur wenig Praxis zufrieden zu sein, 4) etwas im Gegenzug zu erwarten, 5) karmische Resultate, 6) widrige Umstände und 7) Ablenkungen. ↩
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Bodhicaryāvatāra, X, 57. ↩