Ratschläge in Dreiergruppen
English | Deutsch | Français | བོད་ཡིག
Die kostbare Schatzkammer der schriftlichen Anweisung, ausschließlich an eine Person weitergegeben
von Patrul Rinpoche
Folgendes sollte mein Sohn Śrī in seinem Geist verankern:
Drei Dinge solltest du nie vergessen:
Den gütigen Guru,
den mitfühlenden Buddha
sowie Achtsamkeit und Wachsamkeit.
Drei Dinge musst du im Sinn behalten:
Den Lehrer, vor dem man die Gelübde ablegt,
die Lehren, die diese Gelübde enthüllen,
und die Verpflichtungen und Gelübde selbst, die eingehalten werden müssen.
Drei Dinge müssen präsent sein:
Der Geist im Körper,
der Körper auf seinem Sitz
und der Geist in entspannter Haltung.
Drei Dinge sollte man besser vergessen:
Gehasste Feinde,
die Objekte der Begierde
und abstumpfenden Schlaf.
Drei Dinge, solltest du besser unter Kontrolle behalten:
Dein Mundwerk, wenn du in Gesellschaft bist,
deine Hände, wenn du allein bist,
und deinen Geist zu allen Zeiten.
Drei Dinge, die geheim gehalten werden müssen:
Deine eigenen Tugenden,
die Fehler anderer
und Pläne für die Zukunft.
Mit drei Dingen sollte man nicht angeben:
Vorübergehende Entsagung,
täuschende List
und flüchtige Taten der Tugend.
Drei Orte sollte man besser vermeiden:
Feindselige Menschenmengen,
große Versammlungen
und Veranstaltungsorte von Spielen.
Drei Dinge, die deinem Mund nicht entschlüpfen sollten:
Dharma angesichts von Gleichgültigen,
Geschichten vor jenen, denen der Kontext fehlt,
und Geschwätz über Unmögliches.
Drei Dinge sind unangebracht:
Launen gegenüber Freunden,
Widersprüche in Erzählungen
und Doppelzüngigkeit im Umgang mit anderen.
Drei Dinge, die du vermeiden solltest:
Aufgeblasene Gesten,
über andere zu lästern
und sie zu verspotten.
Drei Dingen, die man niemals hergeben sollte:
Ressourcen an die Privilegierten,
Vertrauen an Scharlatane,
und Herzensgeheimnisse an irgend jemanden.
Drei Dinge sollte man nicht zu genau unter die Lupe nehmen:
Die Figur einer Schönheit,
die Taten eines Freundes
und die eigenen Qualitäten.
Drei Dinge sollten im Einklang sein:
Gespräche in Eintracht mit Freunden,
Bekleidung in Harmonie mit dem Ort,
und der Geist in Übereinstimmung mit dem Dharma.
Drei Dinge sollte man nicht beachten:
Lob von anderen,
abwegiges Gerede
und schlechte Ratschläge.
Drei Dinge sollte man nicht ersehnen:
Den Reichtum der Wohlhabenden,
die Privilegien der Hochrangigen
und die Ornamente der Prunkvollen.
Drei Dinge sollte man nicht kritisieren:
Lokale Berühmtheiten,
Waren, mit denen andere hausieren gehen,
und Freunde, die gütig waren.
Drei Arten von Menschen sollte man nicht loben:
Jemanden, der von allen schwer getadelt wird,
einen selbstgefälligen Narren
und ein unerzogenes Kind.
Drei Arten von Menschen sollten weder gelobt noch kritisiert werden:
Die eigenen engen Verwandten,
ein fremder Lama
und auch sonst niemand.
Es gibt viele solcher Aussagen, aber sie führen alle auf Folgendes hinaus: Prüfe dich immer selbst. Vergiss das nicht. Damit sind sowohl der Dharma als auch weltliches ethisches Verhalten abgedeckt. Es ist die Anweisung in einer einzigen Aussage und äußerst tiefgründig.
Dies ist der Rat des Yogi Drime Lodrö an seinen Sohn Śrī,[1] der ihm so lieb ist wie sein eigenes Herz, also setze ihn in die Praxis um. Möge Tugend reichlich vorhanden sein.
| Englische Übersetzung von Adam Pearcey, 2021. Deutsche Übersetzung Daniel Dastagir & Yogini „Beschützerin der Tiere", 2023. Lektoriert von Karin Behrendt.
Bibliographie
Tibetische Ausgabe
o rgyan 'jigs med chos kyi dbang po. „chig brgyud man ngag gi yi ge rin po che'i mdzod/“ in gsung 'bum/_o rgyan 'jigs med chos kyi dbang po. BDRC W1PD107142. 8 Bände. khreng tu'u: si khron dpe skrun tshogs pa/ si khron mi rigs dpe skrun khang, 2009. Bd. 8: 171-173
Version 1.0-20230802
-
Hier verwendet Patrul Rinpoche scherzhaft zwei seiner eigenen Namen, Drime Lodrö und Śrī – Sanskrit für das Pal (dpal) in Paltrul (oder Patrul) –, da dies ein Rat ist, den er sich selbst gegeben hat. ↩