Ein Gesang, in Erinnerung an Longchenpa
Der liebliche Ruf des Kalaviṅka
Ein Gesang in Erinnerung an den allwissenden König des Dharmas
von Jamyang Khyentse Chökyi Lodrö
Zu Füßen des Vater-Gurus erweise ich Verehrung!
Innerhalb der selbstmanifestierten Weite des fünffarbigen Regenbogenlichts
verweilt der allwissende Regent der Sprache, Ngakgi Wangpo –
seine Form strahlend und glänzend, mit Zeichen und Merkmalen,
seine Sprache verkündet unaufhörlich den Dharma mit der Stimme Brahmas
und sein Geist verlässt niemals die meditative Ausgeglichenheit
innerhalb der vajra-gleichen Weite allumfassender Lichtheit.
Verkörperung der Siegreichen und ihrer Erben in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft,
allwissender Beschützer, Dharma Regent, aus der Tiefe meines Herzens erinnere ich mich an dich.
Wenn der königliche östliche Gipfel, der über Wiesen und Felsen ragt,
vom langsamen Tanz der dahinziehenden weißen Wolken
am strahlend blauen Himmel, der sich bis zu den azurblauen himmlischen Bereichen erstreckt, verwandelt wird,
allwissender Regent Dorji Zij, dann erinnere ich mich an dich.
Wenn ich an dich denke und mich dem Gebet hingebe,
wird mein Herz vom großen Marterpfahl der Hingabe durchbohrt
und ich stoße gequälte Seufzer unerträglicher Sehnsucht aus.
Ich erschauere voller Glauben und Inbrunst
und Tränen fließen aus meinen Augen.
Allwissender Vater, uranfänglicher Beschützer,
enthülle direkt vor meinen Augen dein lächelndes Antlitz!
In deiner makellosen Weisheitsform, immateriell
und glänzend wie eine Milliarde Strahlen von goldenem Licht
und mit dem lieblichen [Löwen-]Gebrüll der tiefgründigen, unermesslichen Anweisung,
erwecke mich hier und jetzt vom Schlummer der Unwissenheit.
Lass die spontan präsente Sphäre aus fünffarbigem Licht aus deinem Herzen
hier und jetzt mit dem Zentrum meines eigenen Herzens verschmelzen.
Hilf mir, mein wahres Antlitz zu erblicken, ungekünstelt und unerschaffen,
den Seinsgrund, welcher der Drei-Kāya-Guru von unteilbarem Gewahrsein und Leerheit ist.
Lass alles, was ich erfahre, sich spontan
als Ornament des Rades makellosen Weisheit erheben,
und lass meine Praxis durch die Aktivität,
in welcher das, was sich von selbst erhebt, ohne Greifen von selbst befreit wird,
sodass das ausgeklügelte Netz bedingter Phänomene
in der großen Auflösung in den Seinsgrund uranfänglicher Reinheit eingeht.
Wenn sich dann die Fülle von Kāyas und Bereichen
aus dem grundlegenden Raum heraus manifestieren,
möge ich dazu beitragen, das die sechs Bereiche des Saṃsāras bis in die Tiefen geleert werden.
Während ich diesen Worten mit der lieblichsten Melodie eine Stimme verleihe,
Regent und allwissender Guru, inspiriere mich mit deinem Segen.
Dein Sohn, der törichte alte Lodrö, der von bösem Karma geplagt wird,
ruft mit einsgerichteter Hingabe und im Gebet nach dir.
[Dies wurde] am neunundzwanzigsten Tag des achten Monats des Holz-Hund-Jahres verfasst.
| Englische Übersetzung: Adam Pearcey, mit großzügiger Unterstützung der Khyentse-Stiftung und des Tertön Sogyal Trust, 2022. Deutsche Übersetzung Daniel Dastagir, Frühling 2024. Lektoriert von Karin Behrendt.
Bibliographie
Tibetische Ausgabe
Jam dbyangs chos kyi blo gros. „Kun mkhyen chos kyi rgyal po rjes dran gyi glu ka la ping+ka'i dbyangs snyan/” in 'Jam dbyangs chos kyi blo gros kyi gsung 'bum. 12 Bände. Bir, H.P.: Khyentse Labrang, 2012. (W1KG12986) Band 8: 431-433
Version: 1.0-20240329