Die Heimat übersetzter tibetisch-buddhistischer Texte
ISSN 2753-4812
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Yumka Dechen Gyalmo: geschichtlicher Hintergrund

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Die Geschichte der weiblichen Praxis der „Königin der großen Glückseligkeit“

von Rigdzin Jigme Lingpa

Ehre der Ḍākinī!

Im Jahr der weiblichen Wasserschlange, 1773, pilgerte ich nach Drakyi Yangdzong,[1] einem abgelegenen, heiligen Ort des erleuchteten Körpers. Um eine Verbindung zu diesem Ort herzustellen, führte ich Tausende von Festopfergaben, eine Feueropferpraxis für die Ḍākinīs und andere Praktiken durch. Einmal, als ich zum Tsogyal Latso[2] in der Nähe des großen Dorfes Yoru Drak[3] kam, brachte ich dem See eine Schale mit Ambrosia (amṛta) dar, der durch Schmecken befreit, zusammen mit einem seidenen Schal. Die Schale ging langsam unter, wie ein Lebewesen, das ins Wasser taucht, während das Ende des Schals weiterhin auf der Oberfläche flatterte, was mich erstaunte. Dann stellte sich spontan ein reiner Bewusstseinszustand ein und meine gewöhnliche Wahrnehmung verschwand. Ich trank etwas von dem Wasser, und im selben Augenblick, da ich es berührte, erhob sich eine vollkommen schwarze Biene, einer Umpala-Blume gleich, in die Lüfte und zog ihre Kreise. Dreimal summte sie auf, mit dem Klang wie eine Sitar. Dies führte dazu, dass sich meine gewöhnliche Wahrnehmung in einen Zustand auflöste, der frei von objekthaften Bezugspunkten war. Aus der weiten Ausdehnung heraus, in der Erscheinung, Geist und Realität zu einem verschmelzen, erschien eine Weisheits-Ḍākinī. Sie war leuchtend rot und mit Juwelen und den sechs Knochenornamenten geschmückt. Sie trug eine Blumengirlande und wiegte sich hin und her. Dann offenbarte sie mir ein komplettes Ritual, in dem man sie selbst visualisiert und das alles Notwendige enthielt.

Ich, eine Ḍākinī, komme aus der Weite des Dharmakāya.
Ich habe keine Vorstellung von Kommen und Gehen.
Ich, ein Mädchen, bin die Herrin über die vierundzwanzig heiligen Plätze.
Ich komme aus dem emanierten Bereich von Cāmara, dem glorreichen Berg.
In der Gestalt meines Körpers sind die Qualitäten des Mantras vollendet.
Ich, ein Mädchen, bin die Mutter der Siegreichen der drei Zeiten.
Es gibt keine Drei Juwelen außer jenen, die aus mir hervorgehen.
Wenn du mich, die Ḍākinī, vollendest, wirst du die drei Kāyas vollenden.
Zum Nutzen der Wesen, die es zu zähmen gilt, befinde ich mich in südwestlicher Richtung.

Wenn die glückverheißenden, gegenseitig abhängigen Umstände keine Störung erfahren,
werde ich die Glücklichen in der Weite der sechs Sphären mit symbol nähren.

Kaum hatte sie dies gesagt, wurde die unerschöpfliche, wundersame Ansammlung der geheimen Silben der Ḍākinī eins mit mir und löste sich in das Zentrum meines Herzens auf.

Zu diesem Zeitpunkt erwies mir der Herr des Dharma Drakpupa[4], der bei mir war, seine aufrichtige Ehrerbietung und fragte: „Was hast du in deiner Vision gesehen?“ Ich hatte die Vision einfach für sich belassen, doch aufgrund seiner Frage wurden die glücksverheißenden, gegenseitig abhängigen Umstände erweckt. Zuerst wahrte ich das geheime Samaya fünf Tage lang. Dann, in der Phase des abnehmenden Mondes, in der Zeit, in der sich die Ḍākinīs versammeln, führten wir ein Tsokfest mit reichlichen Gaben durch. Im Palast der Macht von Yangdzong Düdra[5] wurde aufgrund glückverheißender gegenseitig abhängiger Umstände und tiefgreifender Verbindungen das Siegel gebrochen.


| Englische Übersetzung Han Kop, 2019, unter Anleitung von Tulku Dawa Zangpo aus dem Dodrupchen Chorten-Kloster, für das Longchen Nyingtik Project. Editiert von Aaron Coote. Deutsche Übersetzung Karin Behrendt 2024.


Bibliographie

Tibetische Ausgaben

'Jigs med gling pa. „Yum ka bde chen rgyal mo'i lo rgyus“, in gSung 'bum/ 'Jigs med gling pa/(sde dge par ma). 9 Bände. BDRC W27300. Gangtok, Indien: Pema Thinley für Dodrupchen Rinpoche, 1985. Band 7: 217–18.

___. „Yum ka bde chen rgyal mo'i lo rgyus“, in gSung 'bum/ 'Jigs med gling pa (a 'dzom par ma/ 'brug spa gro la bskyar par brgyab pa/). 14 Bände. BDRC W7477. A 'dzom chos sgar par khang, 1999?. Band 10: 251–52.

___. „Yum ka bde chen rgyal mo'i lo rgyus“, in klong chen snying thig rtsa pod. 5 Bände. BDRC W1KG13585. Bodhnath, Kathmandu und Bodhgaya, Bihar: Shechen Publications, 1994. Band 1: 287–88.

Sekundärquellen

Thondup, Tulku. The Queen of Great Bliss of Long-Chen Nying-Thig. Gangtok, Sikkim: Dodrup Chen Rinpoche, Deorali Choten Gonpa, 1983, überarbeitet1992. Vorwort, Seite i–iii.


Version: 1.0-20240111


  1. sgrags kyi yang rdzong.  ↩

  2. mtsho rgyal bla mtsho.  ↩

  3. g.yo ru sgrags. Eine Region in Zentraltibet.  ↩

  4. la stod chos rje brag phug pa. Drakpukpa aus Latö (dem westlichen Teil von Tsang in Zentraltibet) war ein Schüler von Jigme Lingpa undderjenige, der ihn darum bat, The Treasury of Precious Qualities (Schatz der kostbaren Qualitäten) zu schreiben, möglicherweise ca. 1779. Er diente auch als Schreiber für The Chariot of the Two Truths: A Vast Commentary on the Treasury of Precious Qualities (Der Triumphwagen der zwei Wahrheiten: Ein umfassender Kommentar zum Schatz der kostbaren Qualitäten) und bat Jigme Lingpa, The Chariot of Omniscience (Der Triumphwagen der Allwissenheit) zu verfassen. BDRC P9189.  ↩

  5. yang rdzong dus dgra.  ↩

Jigme Lingpa

Yumka Dechen Gyalmo

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