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ISSN 2753-4812
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Visualisation für das Sieben-Zeilen-Gebet

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Eine einfach Visualisation für das Sieben-Zeilen-Gebet

von Dodrupchen Jigme Tenpe Nyima

Ehre dem Guru!

Hier folgt eine äußerst kurze und einfache Visualisation für die Rezitation des Sieben-Zeilen-Gebets an den kostbaren Guru von Oḍḍiyāna.

Richte vor einer Guru Rinpoche-Statue oder -Abbildung oder anderen Abbildungen der drei Arten[1] so viele Opfergaben her, wie du dir leisten kannst, und rezitiere dann, den Blick Richtung Südwesten gerichtet, konzentriert und melodiös das Gebet, auf eine Weise, wie sie in den folgenden Zeilen des Gebets in sieben Kapiteln beschrieben wird:

Eine sehnsuchtsvolle Melodie, eindringlich und herzergreifend wie der Ruf eines kleinen Kindes nach seinen Eltern,
ein Klang so süß wie Gitarren- oder Flötenspiel.
Bete sechsmal auf diese Weise am Tag und des nachts!

Wenn wir uns nun die einzelnen Worte der Sieben Zeilen anschauen und sie auf einfache Weise erläutern, dann ist:

„Hum“ hier die Eröffnung, ein bittender Ruf.

Im Gebet heißt es weiter:

Im Nordwesten von Oḍḍiyāna, auf einer Insel im großen Dhanakośa-See, wurdest du auf wundersame Weise auf dem umfangreichen Pollenbett einer großen Lotusblume geboren. Und der Moment deiner Geburt war von prachtvollen, wundersamen Ereignissen begleitet, da alle Buddhas dich ermächtigten und die Ḍākinīs dir ihre Gaben und ihren Lobpreis darbrachten. Da du in deiner Essenz Buddha Amitābha bist, hattest du in der Vergangenheit bereits die höchste Vollendung erlangt; doch dann hast du dich in Form eines Nirmāṇakāya in der Lotusfamilie manifestiert, um Schüler in der ganzen Welt von Jambudvīpa zu bändigen, und da du aus einem Lotus geboren wurdest, bist du in allen Bereichen der Vīras und Ḍākinīs als der „Lotusgeborene“ bekannt. Zuerst hast du in Indien zahllosen Schülern geholfen, darunter Königen wie Indrabodhi, Yogis wie der Gebieter Dampa Sangye und noblen Frauen wie Prinzessin Mandāravā. Dann hast du die gesamten Lehren des Buddha in Tibet eingeführt und unzählige menschliche und nicht-menschliche Schüler zur spirituellen Reife und Befreiung geleitet. Um Leid und Übel dieses degenerierten Zeitalters zu besänftigen, hast du Millionen von Schätzen verborgen – so zahlreich, dass sie die Vorstellungskraft übersteigen. In Dravira hast du schließlich mittels Wunderkräften und Anweisungen die Tramen durch einen Eid gebunden und für das Wohlergehen vieler Menschen gewirkt, bevor du im unvorstellbaren reinen Reich auf dem kupferfarbenen Berg des Ruhmes, in der Mitte eines riesigen blauen Sees im Herzen von Cāmara, der Insel der Rākṣasas, erschienen bist. Dort, im schimmernden himmlischen Palast des Lotus-Lichts, umgeben von vielen Weisheits- und weltlichen Himmelsbewohnern, sowohl Vīras als auch Ḍākinīs, verweilst du auch jetzt noch in deiner Vajra-gleichen Form, jenseits von Geburt und Tod und nicht dem Niedergang und Verfall unterworfen.

Wenn wir über diese außergewöhnlichen Qualitäten in all ihren Einzelheiten kontemplieren, werden sicherlich Vertrauen und Hingabe in unserem Geist erweckt werden.

Dann geht es weiter im Gebet:

Ich werde deinem Beispiel folgen, Guru Rinpoche, und selbst wenn ich vorerst nicht den fortgeschrittenen Pfad der Erzeugungs- und Vollendungsstufen praktiziere, so bete ich doch einsgerichtet mit intensiver, inbrünstiger Hingabe. Obwohl sich deine Form im Land der Rākṣasas befindet, kennt dein Mitgefühl keine Grenzen, und deine Weisheit ist ungehindert, so komme jetzt herbei durch deine große Wunderkraft, so geschwind wie die Gedanken. Gewähre deinen Segen, damit hier und jetzt, in genau diesem Augenblick, alle Arten von Krankheit, hinderlichen Kräften, schädlichen Handlungen und Verdunklungen, die unseren Körper, unsere Sprache und unseren Geist beeinträchtigen, und alles, was zwischen uns und der Pracht der höheren Bereiche und des endgültig Guten steht, befriedet wird, und wir mühelos alles erlangen, was von Vorteil ist, einschließlich Langlebigkeit, Verdienst, Wohlstand und der Qualitäten der Übertragung der Schriften und der Verwirklichung.

Bete inbrünstig, indem du das Mitgefühl des Gurus anrufst und ihn bittest, deinen Wunsch zu erfüllen.

Als nächstes folgt eine Art Zusammenfassung des Gebets. Da er „schwer“ aufgrund des Gewichts unübertroffener Qualitäten wiegt, bezeichnet „Guru“ jemanden, der besondere Qualitäten als Lehrer hat. Als Zeichen dafür, dass er zur Padma-Familie gehört und aus einem Lotus geboren wurde, rufen wir ‚Padma‘ an und beten: „Gewähre mir alle höchsten und gewöhnlichen Siddhis (Errungenschaften), ausnahmslos, Hūṃ!“ Man kann dieses Mantra in jeder Sitzung mehrere tausend Mal rezitieren, rein und klar, ohne es je mit gewöhnlicher Sprache zu vermischen.

Da Orgyen Rinpoche selbst jetzt auf dem kupferfarbenen Berg des Ruhmes verweilt, ist es, wenn wir ihn als Feld des Verdienstes anrufen, nicht nötig, die Praxis mit einer Auflösung der Visualisierung zu beenden. Rezitiere am Ende der Sitzung das Gebet für die schnelle Erfüllung der Wünsche (Sampa Nyurdrup) und widme das Verdienst.

Der Nutzen aus dieser Art des Praktizierens wird im Schatztext selbst beschrieben:

Meine Kinder, die auf diese Weise beten,
werden zweifelsfrei meinen Schutz genießen,
denn sie werden die Söhne und Töchter der Buddhas der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sein.

Wir können uns dessen sicher sein, denn der Guru lügt nie, und es ist wichtig, dass unser Geist frei von Zweifeln ist, wenn wir praktizieren.

| Englische Übersetzung Adam Pearcey, 2015. Deutsche Übersetzung Karin Behrendt, 2021.


Literaturverzeichnis

Tibetische Fassung

'jigs med bstan pa'i nyi ma. rDo grub chen ’jigs med bstan pa’i nyi ma’i gsung ’bum. 7 vols. Chengdu: Si khron mi rigs dpe skrun khang, 2003. TBRC: W25007, Band 4: 84–87.


  1. D.h. Repräsentationen von erleuchtetem Körper, erleuchteter Sprache und erleuchtetem Geist.  ↩

Dodrupchen Jigme Tenpe Nyima

Guru Padmasambhava

Weitere Informationen:

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