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ISSN 2753-4812
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Der glückselige Pfad zum Erwachen

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Der glückselige Pfad zum Erwachen

Ein Gesang über die Essenz der endgültigen Bedeutung

von Jamyang Khyentse Chökyi Lodrö

Vater, authentischer Guru Vajradhara,
mit einem Geist voller intensivem und glühendem Glauben bete ich zu dir.
Allerhöchster, durch dein Mitgefühl und deine Kraft
inspiriere mich, das Geheimnis der endgültigen Bedeutung zu erkennen.

Diese erscheinenden Phänomene sind mein eigener Geist.
Wie die verblendeten Wahrnehmungen eines lebhaften Traumes
haben sie keinerlei Grundlage oder Ursprung und sind nichts als leere Formen.
Auch wenn sie sie erscheinen, sind sie von Natur aus leer;
Auch wenn sie leer sind, ist ihr Erscheinen ungehindert.
Auf relativer Ebene kann man Ursachen und Wirkungen nicht entrinnen.
Auf endgültiger [Ebene] ist die Leerheit der Freiheit von Entstehen, Verweilen und Vergehen
untrennbar von abhängigem Entstehen – sie sind von einem Geschmack,
und dieser Seinsgrund jenseits begrenzender Extreme ist der Große Mittlere Weg.

Das, was im Äußeren nicht existiert, ist der eigene Geist.
Die wahre Natur des eigenen Geistes
ist die Weisheit des vierten Bereiches jenseits der drei.[1]
Unbefleckt von Gedanken, verbunden mit dualistischem Greifen,
komme natürlich im frischen, unverfälschten Seinsgrund zur Ruhe
und verweile in ständiger Achtsamkeit, frei von Ablenkung und Fixierung.
Meditation über das klare Licht, nicht gebunden vom Intellekt,
und in einem Zustand jenseits von Hoffnung und Furcht,
frei von den Strapazen von Handlung und Handelndem,
ist der Pfad, die Kultivation des Großen Siegels (Mahāmudrā).

Innerhalb der Weisheit des Seinsgrund, der von Anbeginn rein ist,
dem großen leeren Dharmadhātu,
der frei von allen Dimensionen und Extremen ist,
sind die drei Kāyas spontan präsent, ungesucht und doch vollkommen.
Durch das Anwenden der Kernpunkte der Pforten, Objekte, Winde und des Gewahrseins
lodern die Lampen des Pfades der Visionen immer stärker auf,
beginnend mit der Vision direkten Erkennens
bis zum letztlichen Erreichen der Auflösung der Phänomene jenseits des Geistes.
Die Verfälschung der äußeren und inneren Elemente findet ein Ende
und Gewahrsein reift zu einem Körper aus Licht.
Dann bleibt die Aktivität für das Wohlergehen anderer kontinuierlich und ununterbrochen.
Dies ist die Frucht, die Große Vollkommenheit.

Möge durch diese Anleitung in Form eines Gesangs
jedes einzelne lebende Wesen der drei Bereiche
die Untrennbarkeit dieser drei Großartigen verwirklichen
und möge Saṃsāra bis in seine Tiefen entleert werden.

Dies schrieb Chökyi Lodrö im mehrstöckigen Palast-Kloster in Gangtok, Sikkim, aufgrund einer Bitte seines Schülers Gelong Rinchen, die von Geschenken aus Seide und Silber begleitet wurde, nieder.


| Englische Übersetzung: Adam Pearcey, mit großzügiger Unterstützung der Khyentse-Stiftung und des Tertön Sogyal Trust, 2020. Deutsche Übersetzung Daniel Dastagir, 2024. Lektoriert von Karin Behrendt.


Bibliographie

Tibetische Ausgabe

'Jam dbyangs chos kyi blo gros. „nges don snying po'i glu byang chub bde lam“ in gsung 'bum/ 'jam dbyangs chos kyi blo gros/ (dbu med/). 8 Bände. Gangtok: Dzongsar Khyentse Labrang, 1981-1985. ( BDRC W21813). Band 3: 21-23

_____ . „nges don snying po'i glu byang chub bde lam/“ in 'Jam dbyangs chos kyi blo gros kyi gsung 'bum. 12 Bände. Bir: Khyentse Labrang, 2012. (W1KG12986) Band 8: 435-436


Version: 1.0-20240924


  1. d.h. die „vierte“ Zeit, jenseits der drei Zeiten von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.  ↩

Jamyang Khyentse Chökyi Lodrö

Jamyang Khyentse Chökyi Lodrö

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